Handball EM Defensives Meisterstück

Breslau. Nach den ersten beiden Spielen bei der Europameisterschaft in Breslau hat Bob Hanning davon gesprochen, dass die Mannschaft noch Luft nach oben habe. Und der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes dachte insbesondere an die Abwehr, die nur in der zweiten Hälfte gegen Schweden optimal funktioniert hatte.Am frühen Mittwochabend lieferte das junge DHB-Team nun sein defensives Meisterstück ab.

In starker Form: Keeper Carsten Lichtlein.

Foto: Maciej Kulczynski

Dank einer aggressiven 6:0-Deckung mit einem überragenden Innenblock Finn Lemke/Hendrik Pekeler gewann Deutschland das abschließende Vorrundenmatch gegen Slowenien mit 25:21 (12:10) und hat damit die zweite Turnierphase erreicht, die am Freitag beginnt.

„Wir sind einfach nur glücklich“, sprudelte es aus Steffen Fäth heraus, der nach der dritten Partie innerhalb von vier Tagen völlig entkräftet durch die Mixed-Zone schlich. „Es war brutal anstrengend heute“, meinte der 25-Jährige. Denn die deutsche Mannschaft musste gegen die Slowenen wie erwartet Schwerstarbeit verrichten und lief zunächst einem Rückstand hinterher. 2:5 stand es nach zehn Minuten, was auch mit zwei frühen Zeitstrafen für Christian Dissinger zusammenhing. „Das war anfangs schwer für uns“, erklärte Bundestrainer Dagur Sigurdsson, der aber von außen zufrieden registrierte, dass seine Schützlinge die Partie von Minute zu Minute besser in den Griff bekamen. Zwar tat sich Deutschland mit den ständig wechselnden Abwehrformationen der Slowenen noch schwer, stellte ihre Kontrahenten mit einer kompakten Defensive aber zusehends vor Probleme. „Wir haben zu viele Fehler gemacht“, ärgerte sich Veselin Vujovic, der impulsive Trainer des EM-Zweiten von 2004.

Die waren größtenteils von den Deutschen erzwungen. Weil Andreas Wolff im Tor zudem einige Chancen zu Nichte machte, erzielte Jannik Kohlbacher zunächst den 5:5-Ausgleich (16.) und 34 Sekunden später die 6:5-Führung. Der Kreisläufer der HSG Wetzlar, der bislang immer nur Kurzeinsätze hatte, gefiel mit einem starken Auftritt. Schon beim Supercup im November glänzte der 20-Jährige gegen Slowenien mit einer tadellosen Vorstellung.

Bis zum 9:9 (25.) blieb es eng, danach setzte sich Deutschland ab. Aber nur langsam, was vor allem daran lag, dass die Deckung zwar fast über 60 Minuten überzeugte, das Angriffsspiel aber immer mal wieder hakte. Erst als Steffen Weinhold mit seinen wuchtigen Eins-gegen-eins-Situationen erfolgreich war und der lange auf der Bank schmorende Christian Dissinger den zunehmend müder werdenden Steffen Fäth entlastete, fiel die Entscheidung. Beim 23:17 (56.) durch Rune Dahmke war die Partie gelaufen.

„Dieses deutsche Team hat eine große Zukunft“, meinte Veselin Vujovic. Ein Kompliment, über das Sigurdsson sichtlich erfreut war. „Ich sage schon lange, dass wir eine sehr, sehr spannende Mannschaft haben und finde es schön, dass das die Gegner mittlerweile auch so sehen“, sagte der Isländer. Ob die DHB-Auswahl auch schon eine erfolgreiche Gegenwart erleben wird, zeigt sich in den Hauptrundenpartien gegen Ungarn (Freitag), Russland (Sonntag) und Dänemark (Mittwoch). Immerhin nehmen Sigurdssons Schützlinge zwei Punkte in die zweite Turnierphase mit. „Jetzt geht es wieder von vorne los“, meinte Tobias Reichmann, der das Gefühl hat, dass sich die deutsche Mannschaft „immer besser findet“. Das sieht seit Mittwochabend nicht nur der Linkshänder so.