HSV-Handballer müssen die Bundesliga verlassen
Hamburg (dpa) - Der Vorhang für die Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg ist gefallen. Die Lizenzierungskommission des Ligaverbands HBL entzog dem Club die Spielberechtigung zum Ende der Saison 2015/16.
Damit sind die Hanseaten nach der eröffneten Insolvenz erster Absteiger. Grundlage der Entscheidung waren laut HBL „nicht vollständig und wahrheitsgemäß vorgelegte“ Unterlagen im Lizenzierungsverfahren für die aktuelle Spielzeit.
Im Kern geht es um eine Zusatzvereinbarung zur Verpflichtungserklärung des ehemaligen Vereinspräsidenten und Mäzens Andreas Rudolph über 2,5 Millionen Euro. Die Verpflichtung sei so „zumindest ganz gravierend eingeschränkt beziehungsweise sogar aufgehoben“ worden.
Die Existenz dieser Zusatzvereinbarung war der HBL erst Ende vergangener Woche durch den Hamburger Insolvenzverwalter Gideon Böhm bekannt gemacht worden. Bei einer Kenntnis dieser Vereinbarung „hätte die Lizenzierungskommission im Frühjahr 2015 keine positive Lizenzentscheidung für den HSV Handball getroffen“, hieß es in der Begründung des Ligaverbands.
Über die Fortführung des Spielbetriebs nach dem Ende der momentan in Polen stattfindenden Europameisterschaft soll in den kommenden Tagen entschieden werden. Alles deutete auf eine Abmeldung hin, denn die Hamburger werden kaum eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine stellen können. Adrian Pfahl (Frisch Auf Göppingen), Jens Vortmann (SC DHfK Leipzig), Ilija Brozovic (THW Kiel) und Johannes Bitter (TVB 1898 Stuttgart) sind schon weg. An Hans Lindberg haben die Füchse Berlin konkretes Interesse angemeldet, Allan Damgaard soll in der dänischen Heimat mit Bjerringbro-Silkeborg in Verbindung stehen.
Auch weitere Leistungsträger wie der Däne Casper Mortensen und der Pole Piotr Grabarczyk, die derzeit bei der EM im Einsatz sind, dürften kaum nach Hamburg zurückkehren. Gleiches gilt wohl auch für Trainer Michael Biegler, der bei der EM das polnische Team betreut.
Die Möglichkeit, in den verbleibenden 14 Partien mit der U23-Mannschaft anzutreten, scheint keine Priorität zu haben. Die Mannschaft führt derzeit die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein an und könnte für einen unbelasteten Neuanfang in der 3. Liga stehen, den die Verantwortlichen des HSV Hamburg e.V. nicht gefährden wollen. Nach den Statuten der HBL kann der HSV für die Saison 2016/17 keinen Lizenzantrag für die 1. oder 2. Liga stellen.
Im Falle einer Abmeldung müsste auch der TV-Sender Sport1 umplanen. Die HSV-Begegnungen gegen Flensburg, Kiel, Berlin und die Rhein-Neckar Löwen waren als Live-Spiele eingeplant.
Mit dem Entzug der Spielberechtigung endet nach 14 Jahren das Kapitel Profi-Handball in der Hansestadt. In der Saison 2002/03 hatte der HSV, nachdem zuvor die Lizenz des VfL Bad Schwartau übernommen worden war, erstmals in der Bundesliga angegriffen. Höhepunkte dieser Zeit waren die DHB-Pokalsiege 2006 und 2010, der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 2007, die Deutsche Meisterschaft 2011 und der Triumph in der Champions League 2013.