Handball-WM Deutschland scheitert im Halbfinale an Norwegen

Hamburg · Es war alles bereitet für eine große Party in Hamburg. 12.500 Zuschauer gaben ihr Bestes, um ihr Team ins WM-Endspiel zu brüllen. Doch es half nichts. Die deutschen Handballer machten nicht mit. Der Traum vom Titel ist vorbei.

Steffen Weinhold (l) und Fabian Wiede reagieren nach dem Spiel.

Foto: dpa/Soeren Stache

Im Halbfinale war am Freitagabend Endstation. Die Mannschaft von Trainer Christian Prokop unterlag Norwegen mit 25:31 (12:14).

Trotzdem wurde die Mannschaft mit einem herzlichen Applaus in Richtung Herning verabschiedet. Dort findet am Sonntag (14.30 Uhr/ZDF) die Partie um Platz drei gegen Frankreich statt. „Jetzt geht es darum, uns eine Medaille um den Hals zu hängen und uns für eine tolle WM zu belohnen“, sagte Fabian Böhm, der der beste Rückraumspieler der Deutschen war und sechs Mal traf. Doch zu viele seiner Kollegen blieben ausgerechnet in diesem K.o.-Match zu weit von ihrer Bestleistung entfernt. „Wir haben nicht am Optimum gespielt“, musste Prokop eingestehen. „Wir haben verdient verloren“, ergänzte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Dabei hatte der Rahmen gestimmt. In der ersten Reihe der Arena am Volkspark saß Hamburgs Fußball-Idol Horst Hrubesch, einer von zahlreichen Promis, die in den vergangenen Tagen Gefallen am Handball gefunden hatten, und machte mit einer der tausenden Klatschpappen Lärm. Die deutschen Fans schrien ihr Team nach vorne. Anfangs lief es auch prächtig. Als Hendrik Pekeler einen Tempogegenstoß zum 3:1 (4.) verwandelte und sich die deutsche Defensive auch den nächsten Ball schnappte, glich die Arena einem Tollhaus. Doch es setzte sich nicht so fort. Ausgebremst durch Zwei-Minuten-Strafen, aber auch durch etliche Unkonzentriertheiten im Angriff verloren die Gastgeber den Faden. Die Norweger zogen auf 9:7 (20.) und wenig später sogar auf 13:10 (27.) davon.

Wie es zu erwarten war, gefiel der WM-Zweite von 2017 mit seinem unnachahmlichen Tempospiel. Damit hatten Prokops Schützlinge Probleme. Auch im Angriff lief es im ersten Durchgang nicht rund. Stellvertretend dafür die 28. Minute, als Fabian Wiede in doppelter Überzahl einen Fehlpass spielte. Dass die deutsche Mannschaft zur Pause nur mit zwei Treffern zurücklag, war noch schmeichelhaft.

Norwegens Sander Sagosen wirft aufs Tor neben Deutschlands Steffen Weinhold.

Foto: dpa/Soeren Stache

Nach Wiederbeginn wurde es nicht besser. Der Europameister von 2016 fand nicht zu seiner in diesem Turnier so herausragenden Defensivstärke. Das hing natürlich eng mit der Leistung der Norweger zusammen, die die bisher beste WM-Abwehr entschlüsselten und vor allem Kreisläufer Bjarte Myrhol immer wieder glänzend in Szene setzten. Der Ex-Spieler der Rhein-Neckar Löwen traf zum 20:16 (38.).

Die DHB-Auswahl kämpfte, aber sie wurde immer wieder ausgebremst. Nach 44 Minuten sah Hendrik Pekeler, der Chef der Deckung, seine dritte Zeitstrafe. Er war ein Opfer der kleinlichen Regelauslegung der beiden tschechischen Schiedsrichter Vaclav Horacek und Jiri Novotny, die diesem Spiel auf beiden Seiten nicht guttaten.

Ein weiteres Problem der deutschen Mannschaft war auch, dass Norwegens Superstar Sander Sagosen immer besser wurde. Er dirigierte, er bereitete vor und er traf. Weil zudem weder Andreas Wolff noch Silvio Heilvetter im deutschen Tor zu einem Faktor wurden, hielten die Norweger ihren Vorsprung. Nach 53 Minuten traf der bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag stehende Magnus Röd zum 26:22. Es wurde schon merklich leiser in der Arena. Alle wussten: Jetzt half nur noch ein Wunder. Doch das blieb aus.