DHB-Frauen kämpfen gegen erneutes EM-Aus
Novi Sad (dpa) - Die Rückkehr ins Mannschaftsquartier „Hotel Park“ im serbischen Novi Sad glich am Mittwochabend einem Trauerzug, am Morgen danach war die Enttäuschung aber schon wieder Aufbruchstimmung gewichen.
„Jetzt erst recht!“, lautet wieder einmal das Motto bei den deutschen Handball-Frauen. „Wir wollen und wir müssen in die Hauptrunde, und dafür müssen wir auch einmal mutiger spielen“, forderte Katja Schülke.
An der Torhüterin des HC Leipzig liegt es nicht, dass die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vor dem letzten Vorrundenspiel der EM gegen Kroatien mit dem Rücken zur Wand steht. 17 Würfe, darunter zwei Siebenmeter, wehrte Schülke gegen Ungarn ab. Aber wie schon einen Tag zuvor beim 20:23 gegen Spanien versagten auch beim 21:24 in der Schlussphase die Nerven im Angriff.
„Katja hat uns im Spiel gehalten. Sie hat ein außerordentliches Spiel abgeliefert“, lobte Bundestrainer Heine Jensen. Für diese Worte kann sich die 28-Jährige aber nichts kaufen. „Wir haben unsere große Chance abermals nicht genutzt, weil wir nicht genügend Druck ausgeübt haben. Wir müssen auch dann einmal erfolgreich sein, wenn wir in der Offensive zehn, 15 Minuten schlecht spielen“, sagte Schülke.
Bis vier Minuten vor dem Ende beim 21:21 war der Sieg, der schon den Einzug in die Hauptrunde bedeutet hätte, in greifbarer Nähe gewesen. Doch danach traf Deutschland nicht mehr, Ungarn dreimal - und wie 2010 und 2011 greift jetzt das große Zittern um sich.
Vor zwei Jahren bei der EM in Norwegen hatte die DHB-Auswahl eine bessere Ausgangslage, hätte das letzte Vorrundenspiel gegen die Ukraine sogar mit sieben Toren Differenz verlieren können, um dennoch weiterzukommen. Am Ende hieß es 23:33. Zum ersten Mal in der EM-Geschichte wurde die Hauptrunde verpasst. Vor Jahresfrist bei der WM in Brasilien hatte sich das DHB-Team vor dem letzten Spiel durch eine Niederlage gegen Island unter Zugzwang gebracht, verlor dann gegen Angola, verpasste das Achtelfinale und wurde am Ende 17.
365 Tage danach steht an diesem Freitag das nächste Alles-oder-Nichts-Spiel an: Um 20.15 Uhr geht es gegen den Olympia-Viertelfinalisten Kroatien. Und trotz zweier Niederlagen haben es Katja Schülke & Co. noch selbst in der Hand.
Die Konstellation ist einfach: Erreicht Ungarn gegen Spanien ein Remis oder einen Sieg, reicht den Deutschen ein einfacher Sieg zum Weiterkommen. Verlieren die schon für die Hauptrunde qualifizierten Ungarinnen, benötigt die DHB-Auswahl einen Erfolg mit mindestens drei Treffern Unterschied gegen Kroatien. „Da müssen wir unsere Chancen einfach auch einmal reinmachen“, verlangte Torfrau Schülke.
Auch wenn die Deutschen im Falle des Weiterkommens 0:4 Punkte in die Hauptrunde mitnehmen und damit quasi chancenlos im Kampf ums Halbfinale wären, ist der Einzug in die nächste Runde Pflicht für Jensen: „Für die mittelfristige Entwicklung der Mannschaft müssen wir da einfach dabei sein.“