Handball-EM mit Fragezeichen - Jensen hat gelernt
Novi Sad (dpa) - Gleich zum Auftakt kommt es knüppeldick. Die deutschen Handball-Frauen starten am Dienstag in Novi Sad gegen den Olympia-Dritten Spanien in die EM. Das erste Duell ist für das Team von Bundestrainer Heine Jensen gleich eine Standortbestimmung.
Denn zwischen den Tests gegen Rumänien vor eineinhalb Wochen und dem Einstand in den Saisonhöhepunkt sind in den Linkshänderinnen Isabell Klein und Susann Müller zwei Leistungsträger verletzt ausgefallen. „Wir sind für uns selbst eine Unbekannte“, sagte Jensen angesichts der notwendigen Umformierungen.
Zum zweiten Spiel am Mittwoch gegen Ungarn sollte die Integration der nachnominierten Christine Beier vorangekommen sein. Und zum Vorrundenabschluss am 7. Dezember steht dem Team um die neue Spielführerin Clara Woltering gegen Kroatien das vermeintliche Gruppenfinale um den dritten Platz und den damit verbundenen Einzug in die Hauptrunde bevor.
„Wir haben uns vorgenommen, dass wir das auf das Parkett bringen, was wir im Training gemacht haben. Und dann müssen wir gucken, wie weit das reicht“, sagte Jensen. Für den Dänen ist die EM in Serbien das zweite Turnier als Bundestrainer. Vor Jahresfrist in Brasilien ging sein Debüt mit dem blamablen 17. Platz bei der WM völlig daneben. Der 35 Jahre alte ehemalige Rechtsaußen ist sich sicher, das sowohl er als auch seine Mannschaft seither an Reife gewonnen haben. „Wir haben jetzt ein bisschen mehr Erfahrung in diese Truppe gekriegt“, konstatierte er.
In Maik Nowak hat Jensen einen neuen Co-Trainer an seiner Seite. Die Spielerinnen haben mit einem Mentaltrainer an ihrer psychischen Stabilität gearbeitet. „Da hoffe ich, dass wir Werkzeug bekommen haben, dass wir einen kühlen Kopf behalten können, auch wenn Druck kommt“, berichtete Jensen.
An dem grauen, empfindlich kühlen Vormittag kam der Däne mit hochgeschlossener Jacke ins Café. Dennoch entschied er sich für ein Kaltgetränk und erzählte, dass auch er aus dem Turnier in Brasilien gelernt hat. „Jetzt habe ich auch gesehen, wie das alles läuft“, meinte er und fügte nach einem kurzen Nachdenken an: „Eine Sache ist es, Testspiele gegen Rumänien zu spielen, eine andere Sache ist es, wenn es um etwas geht.“
Heine Jensen ist in Leipzig heimisch geworden. Der Däne, der mit der ehemaligen norwegischen Handballerin Mette Ommundsen liiert ist, hat den Bundesliga-Club HC Leipzig zu zwei deutschen Meistertiteln geführt. Seit März 2011 will er als Bundestrainer die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) für Olympia 2016 und die Heim-WM 2017 auf Erfolg trimmen.
Am Spielfeldrand wirkt Jensen immer gefasst und ruhig. Nur eine leichte Wangenröte signalisiert, dass sein Blut stärker als normal pulsiert. „Ich bin nicht der, der immer laut rumschreit. Aber das ist klar: Ich will auch gewinnen“, sagte er. Und wenn es mal nicht so klappt, kann er aus der Haut fahren. „Klar kann ich auch in den roten Bereich reinkommen“, gab Jensen zu. Und damit macht er nach Meinung von Kreisläuferin Anja Althaus auch nichts falsch: „Das muss er auch. Wir sind ja Weiber.“
Das deutsche Aufgebot für die Handball-EM der Frauen
Tor: Katja Schülke (HC Leipzig/82 Länderspiele/0 Tore), Clara Woltering (Buducnost Podgorica/Montenegro/142/0)
Feld: Marlene Zapf (Bayer Leverkusen/10/17), Saskia Lang (HC Leipzig/17/18), Natalie Augsburg (HC Leipzig/43/72), Anne Müller (HC Leipzig/137/179), Kim Naidzinavicius (Bayer Leverkusen/7/10), Anna Loerper (Team Tvis Holstebro/Dänemark/166/290), Anne Hubinger (HC Leipzig/4/2), Christine Beier (Frankfurter HC/30/46), Laura Steinbach (Bayer Leverkusen/76/127), Anja Althaus (Thüringer HC/200/445), Nadja Nadgornaja (Thüringer HC/29/111), Angie Geschke (Vag Vipers HK Kristiansand/Norwegen/34/45), Kerstin Wohlbold (Thüringer HC/27/59), Friederike Lütz (Buxtehuder SV/9/19)
Trainer: Heine Jensen, Co-Trainer: Maik Nowak, Athletiktrainer: Øyvind Rønhovde