Die Handball-Saison in Stichworten
Leipzig (dpa) - Die Fans auf dem Rathausplatz zu Kiel sangen, was längst wie eine Binsenwahrheit scheint: „Deutscher Meister - nur der THW!“ Der Rekordmeister bleibt der Titelsammler. Was die abgelaufene Saison an Siegern, Besiegten und Besonderheiten hatte - ein Rückblick in Stichworten.
JUBILÄUM: Der THW Kiel ist deutscher Handball-Meister. Was für viele wie „the same procedure as every year“ klingt, war für das Team von Erfolgstrainer Alfred Gislason etwas Besonderes: Kiel feierte die 20. Meisterschaft.
AUSNAHME: Die 49. Saison ist geschichtsträchtig. Erstmals spielten 19 Mannschaften in der Bundesliga. Weil der HSV Hamburg nach offiziellem Spieljahresbeginn auf dem Gnadenweg die zunächst verweigerte Lizenz bekam, musste der sportlich abgestiegene, aber wirtschaftlich und juristisch erfolgreiche Verein HBW Balingen-Weilstetten in die Liga integriert werden.
DOMÄNE: Die Bundesliga hat den EHF-Pokal zurückerobert. Die Füchse Berlin gewannen ihren ersten internationalen Titel durch einen Finalerfolg über den HSV Hamburg und folgten damit Pick Szeged aus Ungarn. Der Wettbewerb bleibt eine deutsche Domäne: Zwischen 1997 und 2015 gewannen 16 Mal Bundesliga-Clubs die Trophäe.
VIZE: Die Rhein-Neckar Löwen haben die SG Flensburg-Handewitt als Dauer-Zweiten abgelöst. Wie im Vorjahr reichte es für die Mannheimer lediglich zum Ehrenplatz. Nur dass diesmal der Abstand zum THW Kiel deutlicher war: Statt nur zwei Treffer in der Tordifferenz wie 2014 betrug der Unterschied diesmal zwei Punkte und 24 Tore.
ABSTEIGER: Wegen der 19 Mannschaften gab es vier Absteiger, um nächste Saison wieder mit der angestammten Zahl von 18 Clubs zu spielen. Ins Unterhaus müssen die drei Aufsteiger SG BBM Bietigheim, HC Erlangen und TSG Friesenheim sowie Bundesliga-Urgestein TSV GWD Minden.
TORJÄGER: Robert Weber vom SC Magdeburg ist der Ballermann der Liga. Der Österreicher warf 271 Tore in den 36 Spielen. Das ist der beste Wert seit 2009, als der Grieche Savas Karipidis 282 Mal traf - allerdings bei zwei Partien weniger. Nur einmal versagten Weber die Nerven: Ausgerechnet im DHB-Pokalfinale scheiterte er im Siebenmeterwerfen.
POKALDRAMATIK: Die SG Flensburg-Handewitt jubelte am Ende des längsten DHB-Pokalfinales. Erst nach Verlängerung und Siebenmeterwerfen gewann der Meisterschaftsdritte mit 32:31 gegen den Vierten SC Magdeburg. Schon im Halbfinale hatte sich ein ganz anderes Drama abgespielt: Durch die Niederlage gegen Flensburg gingen die Rhein-Neckar Löwen auch bei ihrer achten Final-Four-Teilnahme leer aus - und warten weiter auf den ersten nationalen Titel.
MEISTERKLASSE: Für den THW Kiel war die Champions League am Ende eine Enttäuschung. Der Meister reiste als siegloser Vierter vom Finalturnier in Köln ab. Der FC Barcelona gewann die Trophäe, Zweiter wurde MKB-MVM Veszprem vor Vive Tauron Kielce.
ABSCHIEDE: Zwei Weltstars des Handballs verlassen nicht nur die Bundesliga, sondern das Handball-Parkett überhaupt. Der 36 Jahre alte Kroate Ivano Balic, zweimal Welthandballer, Weltmeister und Olympiasieger, absolvierte bei der HSG Wetzlar sein letztes Spiel als Profi. Zwei Jahre jünger ist der Spanier Iker Romero, Weltmeister und Champions-League-Sieger, der nach seiner Zeit bei den Füchsen Berlin aufhört.
ABPFIFF: Nach 19 Jahren ist Schluss für das Schiedsrichtergespann Holger Fleisch und Jürgen Rieber. Mehr als 630 Spiele hat das Gespann für den DHB gepfiffen und mehr als 100 Mal international. Zum Abschluss war dem Duo aus Nellingen und Nürtingen in Baden-Württemberg noch einmal ein besonderes Spiel vergönnt: Nach ihrem Abpfiff der Partie Kiel gegen Lemgo gab es die Meisterschale für den THW.