Diskussion um Modus der HBL - Konflikt mit EHF
Leipzig (dpa) - Die 48. Bundesliga-Saison und der 19. Titelgewinn für den THW Kiel wirken nach. Weil der Vorsprung mit gerade einmal zwei Toren gegenüber den punktgleichen Rhein-Neckar Löwen so knapp wie nie war, wird über eine Modusänderung diskutiert.
Inzwischen zählt auch Handball-Bundestrainer Martin Heuberger zu den Protagonisten, die eine Entscheidung durch einen direkten Vergleich der punktgleichen Mannschaften befürworten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Tordifferenz und den kommenden Herausforderungen:
Warum gibt es Forderungen nach einer Meister-Entscheidung durch direkten Vergleich?
Die Befürworter dieses Modus' finden es gerechter, wenn nicht Kantersiege gegen vermeintlich schwächere oder unmotivierte oder personell gehandicapte Gegner den Ausschlag geben. An den letzten Spieltagen hatten sowohl Kiel als auch die Löwen mit Kantersiegen ein Wettwerfen um den Titel veranstaltet. Im direkten Vergleich hatten beide Teams ihre Heimspiele mit drei Toren Vorsprung gewonnen: Kiel mit 31:28, die Löwen mit 29:26. Damit wären die Mannheimer aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore Meister geworden.
Wo im Handball wird dieser Modus bereits angewendet?
Bei WM und EM sowie in den Europacup-Wettbewerben werden die Platzierungen in den Gruppenspielen durch direkten Vergleich ermittelt. Dabei werden dann in der Hauptrunde auch die Ergebnisse der Vorrunde berücksichtigt.
Die Clubs der Handball-Bundesliga treffen sich an diesem Dienstag zu einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung. Wird eine Modusänderung dort besprochen?
Nein. Das Thema könnte frühestens auf der nächsten turnusmäßigen Versammlung am 2. Juli auf der Tagesordnung stehen. Ein entsprechender Antrag zur Änderung der Durchführungsbestimmungen müsste vier Wochen zuvor gestellt werden. Sollten sich die 38 Erst- und Zweitligisten dann mehrheitlich dafür aussprechen, könnte bereits in der kommenden Saison der direkte Vergleich zwischen zwei punktgleichen Teams entscheiden statt der Tordifferenz. Nach Angaben von Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL, zeichnet sich dies nicht ab.
Welches Thema behandeln die Clubs an diesem Dienstag?
Es geht nur um einen Punkt: Die Vereine wollen eine gemeinsame Linie festlegen, wie sie den Konflikt mit der Europäischen Handball-Föderation EHF um die neue Champions League lösen wollen.
Worum geht es dabei?
Von der Saison 2015/2016 an spielen 28 statt 24 Teams in der Gruppenphase. Für den Champions-League-Sieg sind dann nicht mehr 16, sondern bis zu 20 Spiele nötig. Die Bundesliga hat das neue Spielsystem abgelehnt, musste sich aber der Mehrheit beugen. Hauptkritikpunkt ist, dass die vier zusätzlichen Spieltage aufgrund der Termindichte nicht im Spielplan der Bundesliga unterzubringen sind. „Das rüttelt an unseren wirtschaftlichen Grundfesten“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Die Fronten sind bislang verhärtet.
Welche wichtigen Entscheidungen aus deutscher Sicht fallen noch in dieser Saison?
Am kommenden Wochenende findet in Köln die Endrunde der Champions League statt. Meister Kiel trifft im Halbfinale auf Ungarns Top-Team MKB Veszprem, der Meisterschaftsdritte SG Flensburg-Handewitt spielt gegen Rekordsieger FC Barcelona um den Einzug ins Finale. Und dann geht es noch für die Nationalmannschaft um Alles: In der Qualifikation für die WM 2015 muss sich das Team von Bundestrainer Heuberger in zwei Spielen am 7. Juni in Danzig und am 14. Juni Magdeburg gegen Polen durchsetzen.