EHF-Generalsekretär Wiederer: Keine Komplett-Lösung

Barcelona (dpa) - Die europäischen Handball-Vereine wollen vom Weltverband IHF als vollwertiger Gesprächs- und Verhandlungspartner anerkennt werden. Dies soll auf dem Umweg einer Klage von Bundesliga-Clubs gegen den Deutschen Handballbund erreicht werden.

Mit der Europäischen Handball-Föderation EHF haben die Clubs bereits eine Vereinbarung und sind in wichtige Entscheidungen eingebunden. Zudem haben die Vereine das Ziel, die Anzahl internationaler Turniere zu verringern. Durch die Einführung von Europa-Spielen stehen sechs Events in vier Jahren im Kalender. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erläutert EHF-Generalsekretär Michael Wiederer die Sicht seines Verbandes zu den beiden Themen.

Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Clubs, mittels Klage Mitsprache bei der IHF erreichen zu wollen?

Wiederer: „Vorweg: Die Europäische Handball-Föderation ist in diesen Prozess nicht involviert. Die Clubs haben offenbar ein Vorgehen in dieser Form beschlossen. Aus unserer Sicht ist es so, dass wir vor einigen Jahren auch als EHF mit dieser Frage konfrontiert waren. Wir haben diese offenen Punkte dann gelöst, um Schaden für den Handball zu vermeiden. Wie die Reaktion des internationalen Verbandes auf diese Frage ist, kann ich nicht wirklich beurteilen.“

Die Clubs beklagen auch, dass durch die Europa-Spiele 2015 in Baku ein sechstes Turnier innerhalb eines Vier-Jahre-Zyklus' dazugekommen ist. Welche Problematik gibt es aus EHF-Sicht?

Wiederer: „Wir haben als EHF auf der Ebene des Professional Handball Board, wo die Clubvertreter ebenso wie die Ligen- und Spieler-Vertreter sowie die internationalen Verbände sitzen, zu der Entwicklung informiert. Es gibt ja keine Entscheidung seitens der EHF, an den europäischen Spielen teilzunehmen. Es gibt eine Entscheidung, den Dialog mit den Europäischen Olympischen Komitees zu führen und nachdem alle Bedingungen bekannt sind, wieder auf der Ebene des Professional Handball Board zu informieren und dann die weitere Vorgangsweise zu definieren. Es ist uns natürlich bekannt, dass eine mehr als Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalen Olympischen Komitees für europäische Spiele 2015 gestimmt hat. Das heißt, es werden sich auch die nationalen Handball-Verbände Europas mit ihren NOKs mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Ich denke, dass in den nächsten zwei Monaten Klarheit geschaffen werden muss, auch weil natürlich eine Planung notwendig ist. Es gibt einen Ansatz von verschiedenen Sportverbänden, dass man diese Spiele 2015 auch als eine Art Testevent sieht, um in der Langzeitplanung zu sehen, ob das eine Veranstaltung ist, die den gesamten Kalender auch reformieren könnte und sinnvoll für unseren Sport ist.“

Was spricht aus EHF-Sicht für die europäischen Spiele?

Wiederer: „Es spricht dafür, dass eine Großveranstaltung dem Handball ja auch Aufmerksamkeit in Schichten bringt, die reine Handball-Veranstaltungen nicht haben. Man muss das auch unterschiedlich beurteilen. Wahrscheinlich ist das für den Frauen-Handball ein ganz interessanter Schritt. Es ist auch, weil zur Diskussion steht, dass dort Beach Handball gespielt werden soll, für den Beach Handball auf dem möglichen Weg zu den Olympischen Spielen eine ganz interessante Veranstaltung. Für den Männer-Handball mit der Dichte ist es eine schwierigere Veranstaltung.“

Dennoch: Die Europa-Spiele sind für die Männer das sechste Turnier in einer Olympiade. Welche Möglichkeiten gibt, das zu reduzieren?

Wiederer: „Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, in der derzeitigen Phase Spekulationen anzustellen. Ich würde sagen, dass so lange die Veranstaltungen vergeben sind, ist erstmal eine Grundlage gegeben. Wenn der Kalender entzerrt werden soll, sind aber viele verschiedene Dinge zu beachten. Da gibt es keine Lösung, die allen dient, sonst hätten wir sie schon.