EM-Medaille Adé: Vierte Niederlage für DHB-Frauen
Zagreb (dpa) - Der Kampf um den EM-Titel und das direkte Olympia-Ticket für Rio wird ohne die deutschen Handballerinnen entschieden. Das 20:27 (10:12) gegen Titelverteidiger Montenegro im ersten Hauptrundenspiel in Zagreb war die dritte Niederlage im vierten Auftritt bei der Europameisterschaft.
Für die Mannschaft von Bundestrainer Heine Jensen bedeutete dies zugleich das Ende aller Hoffnungen auf die erste EM-Medaille seit 1994. Beste Torschützin in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) war Marlene Zapf mit sechs Treffern.
Zwei Tage nach der 32:39-Schlappe zum Vorrundenabschluss gegen Schweden steigerte sich die deutsche Mannschaft zwar, produzierte aber in der fast leeren Arena Zagreb zu viele Fehler, um den zweiten Erfolg nach dem 26:24 gegen Kroatien einzufahren. „Es war am Ende einfach nicht genug im Angriff“, konstatierte Jensen einmal mehr, „zum Schluss haben wir es den Montenegrinerinnen auch zu leicht gemacht, gegen uns zu verteidigen.“
In den beiden folgenden Hauptrundenpartien trifft die deutsche Mannschaft am Dienstag auf Frankreich und am Mittwoch auf die Slowakei. Die beiden besten Teams der zwei Hauptrundengruppen qualifizieren sich die Halbfinals am Freitag in Budapest, der Europameister ist direkt für die WM 2015 in Dänemark sowie die Olympischen Spiele in Rio qualifiziert.
Auch die Unterstützung des zum Hauptrundenauftakt angereisten DHB-Präsidenten Bernhard Bauer setzte keine zusätzlichen Kräfte bei den deutschen Spielerinnen frei. Noch vor zwei Jahren bei der EM in Serbien war Deutschland die einzige Mannschaft gewesen, die den späteren Europameister Montenegro geschlagen hatte. Diesmal fehlten die Aggressivität in der Abwehr und die Effizienz im Angriff.
Nun lautet das Ziel, nicht EM-Zwölfter zu werden. Denn nur die Teams bis Platz elf gehen am Sonntag in Budapest bei der Auslosung für die Playoffs zur WM 2015 in Dänemark den vermeintlich stärkeren Gegnern aus dem Weg. „Für uns war eigentlich schon am Freitag klar, dass das Halbfinale nicht mehr zu schaffen ist. Aber wir werden weiter kämpfen, um noch so viele Punkte wie möglich zu holen“, sagte Spielmacherin Kerstin Wohlbold.
Im Duell gegen neun ihrer Vereinskolleginnen vom montenegrinischen Meister Buducnost Podgorica musste die starke Torfrau Clara Woltering anfangs einige Male laut werden, um ihre Abwehrspielerinnen wachzurütteln. Die Problemzone nach dem 2:5-Start war allerdings wie bei den Vorrundenniederlagen gegen Schweden (32:39) und die Niederlande (26:29) der Angriff. Zahlreiche Chancen wurden schon vor der Pause leichtfertig vergeben. Die Wurfeffizienz ließ zu wünschen übrig, oft wurde unvorbereitet abgeschlossen, wenngleich es in diesem Punkt zumindest eine Steigerung zum letzten Vorrundenspiel gegen die Schwedinnen gab.
Weil der Europameister Mitte der ersten Hälfte ebenfalls viele Würfe vergab, war die DHB-Auswahl drauf und dran, die Partie zu drehen. Aber nach dem 8:8 wurden drei Möglichkeiten zur Führung leichtfertig vergeben. Zur Pause lag das Team von Heine Jensen mit 10:12 hinten.
In einem wenig hochklassigen Spiel blieben die Balkan-Handballerinnen kontinuierlich vorn, konnten aber auch nicht glänzen. Weder das 100. Länderspieltor von Kerstin Wohlbold zum 13:15 konnte ihre Mannschaft aufrütteln noch Heine Jensens Auszeit beim 15:19 in der 43. Minute. Spätestens beim 24:19 für Montenegro fünf Minuten vor dem Ende war die Messe gelesen.