Susann Müller verhindert EM-Aus der DHB-Frauen
Varazdin (dpa) - Sieben Wochen keinen Ball in der Hand, dann eine Trainingseinheit und schon war Susann Müller auf Betriebstemperatur.
Beim Sieg der deutschen Handball-Frauen im vorentscheidenden EM-Gruppenspiel gegen Co-Gastgeber Kroatien war die WM-Torschützenkönigin in Varazdin gleich wieder die spielbestimmende Akteurin.
„Wenn ich das mal auf Deutsch sagen darf: Wir haben die Kacke aus der Hose genommen und mal den Zahn gezogen und mit Herz, Leidenschaft und Charakter gespielt“, lobte die ehemalige Leipzigerin ihr Team. „Es war für uns ein kleines Finale, das haben wir geübt. Wir wissen jetzt, dass wir unter Druck spielen können und werden das auch am Freitag lösen“, meinte sie mit Blick auf die Partie gegen Schweden.
Müller war nach einem Fingerbruch lange außer Gefecht. Wie wichtig sie für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) ist, zeigte sie gleich in ihrem ersten Auftritt. Sie brachte die Sicherheit und Durchschlagskraft zurück, die den Deutschen bei der etwas überraschenden Auftakt-Pleite gegen die Niederlande noch fehlten.
Die 26 Jahre alte Weltklassespielerin, die im Sommer vom ungarischen Spitzenclub Györ für die Rekordablösesumme von mindestens 200 000 Euro verpflichtet wurde, steuerte fünf Tore zum 26:24 (13:14) gegen Kroatien bei. „Ich kann auch keine Weltwunder vollbringen. Jeder ist ersetzbar“, betonte die Linkshänderin und wollte ihre Rolle nicht überbewerten. „Ich habe fast sieben Wochen nicht trainiert. Doch ich habe mich wohlgefühlt und bin gut reingekommen.“ Ihrem Finger könne es zwar besser gehen, „aber wir haben gewonnen“. Sie glaubt, dass durch ihr Mitwirken „die Last von der Mannschaft etwas abgefallen ist, dadurch konnte das Team freier aufspielen“.
Da Kroatien ausgeschieden ist, braucht das Team von Bundestrainer Heine Jensen unbedingt ein Erfolgserlebnis gegen die Schwedinnen, damit wenigstens zwei Punkte mit in die Hauptrunde gehen. „Es ist wieder ein Endspiel für uns“, meinte Müller. Die ebenfalls stark aufspielende Nationaltorhüterin Katja Schülke meinte: „Wir haben immer noch viele Sachen, die wir besser machen können.“ Wie Deutschland sind auch die Niederlande und Schweden, die sich am Mittwochabend im zweiten Spiel der Vorrundengruppe C 30:30 (14:14) trennten und jeweils drei Punkte haben, eine Runde weiter.
Bundestrainer Heine Jensen stellte jedenfalls eine deutliche Leistungssteigerung seines Teams fest: „Erfreulich war die Art und Weise, es war ein ganz anderes Gesicht von uns. Keiner soll uns vorwerfen können, dass wir nicht gekämpft haben.“ Mit intensiven Video-Einheiten will der Däne seine Mannschaft in den verbleibenden 48 Stunden auf das Schweden-Duell taktisch vorbereiten. „Jetzt haben wir mit Susann wieder eine Linkshänderin, das gibt einen ganz anderen Ballfluss im Spiel, dadurch haben wir größere Räume.“