Fette Jahre vorbei: Löwen in Polen nur Außenseiter
Mannheim (dpa) - Noch vor einem Jahr verkündete Geldgeber Jesper Nielsen vollmundig, aus den Mannheimern den besten Handball-Club Europas machen zu wollen. Mittlerweile sehen sich die Rhein-Neckar Löwen beim Qualifikations-Turnier zur Champions League in Polen nur als Außenseiter.
„Das wird für uns sehr, sehr schwer“, sagte Manager Thorsten Storm. „Zunächst einmal fahren wir dorthin, um zu gewinnen. Aber wenn es nicht klappt, starten wir eben im EHF-Pokal. Der wäre etwas einfacher zu gewinnen.“
Der Handball-Bundesligist trifft an diesem Samstag im ersten Halbfinale auf den französischen Club Dunkerque HB. Im Endspiel am Sonntag droht dann ein Duell mit dem starken Gastgeber KS Vive Kielce, der den Löwen gerade erst den Weltklasse-Torhüter Slawomir Szmal und Spielmacher Grzegorz Tkaczyk abgeworben hat. „Kielce wird alles tun, um die Champions League zu erreichen. Der Heimvorteil ist für so eine Mannschaft erheblich“, meinte Storm.
Nur der Sieger des Turniers erreicht die lukrative „Königsklasse“. Im vergangenen Jahr überstandenen die Badener diesen Umweg und starteten anschließend bis in die Endrunde in Köln durch.
Für die Löwen geht es in Kielce aber nicht nur ums Prestige - in die Champions League gehören sie ihrem Selbstverständnis zufolge einfach hinein. Der Verein möchte auch endlich die Negativ- Schlagzeilen verdrängen, die ihn schon seit Monaten begleiten.
Erst wandte sich Sponsor Nielsen immer stärker seinem Heimatclub AG Kopenhagen zu und transferierte sogar die Löwen-Stars Olafur Stefansson und Gudjon Valur Sigurdsson dorthin. Dann verspielte die Mannschaft am Ende der vergangenen Saison die direkte Qualifikation für die Champions League. Schließlich musste sich im Sommer ein Spieler nach dem anderen einer schweren Operation unterziehen. Bei Bjarte Myrhol wurde vor zwei Wochen sogar ein Hodentumor entfernt.
Das alles hat die Badener Substanz gekostet. Die Zeiten, in denen sie fast jeden Handballer bekamen, den sie auch wollten, sind erst einmal vorbei. „Unser Budget gibt keine weiteren Investitionen her“, verriet Storm der „Rhein-Neckar Zeitung“. In Mannheim ist man etwas vorsichtiger und sparsamer geworden. „Da es nicht selbstverständlich ist, dass eine Mannschaft in der Champions League spielt, haben wir es wirtschaftlich seriös auch nicht eingeplant“, betonte der Manager.
Immerhin spielten die arg dezimierten Löwen eine starke Saison- Vorbereitung, in deren Verlauf sie unter anderem den deutschen Meister HSV Hamburg und den ungarischen Titelträger MKB Veszprém besiegten. „Wenn Stammspieler Verletzungen haben, dann ist es schwieriger. Aber wir haben andere Spieler, die deren Aufgaben übernehmen. Die Mannschaft ist bereit“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson. Kapitän Uwe Gensheimer wünscht sich einen ähnlichen Effekt wie im Vorjahr: „Ich hoffe, das Turnier wird die Saison positiv beeinflussen. Wir sind gleich voll gefordert.“