Flensburg auf dem Thron

Der Außenseiter triumphiert beim Finale der Champions League über Kiel.

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Köln. Um 19.41 Uhr verschwand Mattias Andersson am Sonntag unter der Traube seiner Mitspieler. Sie wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Der Torhüter der SG Flensburg-Handewitt trieb im Champions-League-Finale die Angreifer des THW Kiel ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Im dritten Versuch nach 2004 und 2007 konnten die Flensburger am Ende tatsächlich ihren ersten Titel in Europas Königsklasse holen und ließen es nach dem 30:28 (14:16) kräftig krachen.

„Das ist super für den Verein und die Stadt. Was für ein Wahnsinn“, sagte Andersson. Dabei schien im Überraschungsendspiel der zwei als Außenseiter gehandelten Klubs der THW Kiel früh für klare Verhältnisse zu sorgen. Schnell führten die „Zebras“ mit 12:6, aber wie schon im Halbfinale zeigte Flensburg unglaubliche Comeback-Qualitäten. Tor um Tor holte die Mannschaft um Kapitän Holger Glandorf auf, ging in der 40. Minute mit 21:20 erstmals in Führung und spielte sich danach in einen Rausch.

Hinten befand sich Mattias Andersson wie in einem Tunnel und wehrte nahezu alle Bälle ab, vorne verwertete Linksaußen Anders Eggert eiskalt jede Chance. „Wir geben eben nie auf. Das ist unsere Mentalität, aber als Außenseiter tut man sich natürlich auch etwas leichter“, sagte Andersson.

Für Kiel dauerte die Saison exakt ein Spiel zu lange. „Wir waren nach unserer Aufholjagd in der Bundesliga und dem physisch sehr schweren Halbfinale heute einfach zu müde, um eine Antwort finden zu können“, sagte Filip Jicha. Mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft kann der THW in seinem als Übergang deklarierten Jahr aber gut leben, während die Bundesliga ihren Status als stärkste Handball-Liga der Welt untermauerte. Mit Kiel (2007, 2010, 2012), Magdeburg (2002) und Hamburg (2013) stellt sie nun vier Champions-League-Sieger und konnte den Titel zum dritten Mal in Folge holen. Zudem war es das zweite deutsche Finalduell, in dem Flensburg die Revanche für die 2007 gegen Kiel erlittene Niederlage gelang.

Schon zum fünften Male wurde am Wochenende in Köln der Sieger der wertvollsten Trophäe im europäischen Vereinshandball ermittelt. Seit 2010 wird das Endturnier in der Deutzer Arena ausgetragen und ist inzwischen zur Top-Veranstaltung geworden. Mit jeweils 20 000 Zuschauern war die Halle an beiden Tagen restlos ausverkauft.

Schon im Halbfinale hatten die zwei Vereine aus Schleswig-Holstein für Überraschungen gesorgt. Erst konnte Kiel das hoch gehandelte Ensemble von MKB Veszprem mit 29:26 (13:13) besiegen. Der zweite Titelaspirant, der FC Barcelona, fiel danach einer fast schon arroganten Überheblichkeit zum Opfer. DDie Katalanen sahen beim Stand von 32:26 wie der Finalist aus, doch Flensburg bestrafte die Nachlässigkeiten der Katalanen und kam eine Sekunde vor Schluss zum 32:32. Die SG kämpfte sich ins Siebenmeter-Werfen und jubelte, weil Mattias Andersson, der Mann des Wochenendes, sensationell parierte.

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