Füchse Berlin gewinnen EHF-Pokal: Finalsieg gegen HSV
Berlin (dpa) - Handball-Altmeister Iker Romero flippte vollkommen aus und tanzte schon vor dem Schlusspfiff mit Nationaltorwart Silvio Heinevetter an der Seitenlinie. Das Duo gewann mit den Füchsen Berlin erstmals den EHF-Pokal.
In einem packenden Finale besiegte der Gastgeber den Bundesliga-Rivalen HSV Hamburg mit 30:27 (16:13). Für die Füchse ist es der erste internationale Titel, durch den sie sich gleichzeitig für den EHF-Pokal in der nächsten Saison qualifizierten und 100 000 Euro Siegprämie einstrichen.
„Das ist das Beste, was passieren kann. Das ist das beste Ende meiner Karriere“, sagte Romero völlig überschwänglich. Der 34-jährige Spanier hatte nach dem enttäuschenden Platz drei im EHF-Pokal im Vorjahr seine Laufbahn um ein Jahr verlängert. „Das Schlimmste war, als als unsere jungen Spieler wie bekloppt mit dem Pokal rumgewedelt haben und der knapp bei mir am Schädel vorbeigegangen ist. Ich bin stolz auf die Mannschaft“, erzählte Tanzpartner Heinevetter und rief die große Partynacht aus .
Vor 8206 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle warfen Konstantin Igropulo und Petar Nenadic je sechs Tore für Berlin, das im Vorjahr deutscher Pokalsieger war. Für Hamburg traf Weltmeister Kentin Mahé zehnmal. Überschattet wurde die Partie von der schweren Armverletzung des Hamburgers Davor Dominikovic.
Im Halbfinale am Vortag hatten sich die beiden Bundesligisten ungefährdet durchgesetzt. Die Füchse Berlin bezwangen Gorenje Velenje aus Slowenien mit 27:24 (16:12). Hamburg hatte durch ein 27:23 (14:11) gegen Skjern HB aus Dänemark den Grundstein für das erste deutsche EHF-Cup-Finale seit 2011 und das fünfte insgesamt gelegt. Das Spiel um den dritten Platz gewann am Sonntag Skjern mit 27:22 (12:13) gegen Velenje.
Das Bundesliga-Duell um die „Champions League light“ war in erster Linie auch ein Zweikampf von zwei der besten deutschen Torhüter: Johannes Bitter beim HSV und Silvio Heinevetter bei den Füchsen. Beide hatten 2007 zusammen mit dem SC Magdeburg den EHF-Pokal geholt.
In Berlin entschied Heinevetter den Vergleich lange zu seinen Gunsten. Unter den Augen seiner Lebensgefährtin Simone Thomalla hielt der Berliner mit seinen immer wieder erstaunlich spektakulären Paraden gleich reihenweise die Würfe der Hamburger. Bitter dagegen hatte nicht wie im Halbfinale einen Sahnetag und wurde in der 24. Minute gegen Max-Henri Hermann ausgewechselt, kam aber zur zweiten Halbzeit zurück.
Zunächst hatten die Gastgeber die Nase mit 6:3 (9.) vorn, ehe der HSV mit vier Treffern in Serie mit 7:6 (16.) führte. Doch ausgerechnet in ihrer besten Phase ereilte die Hanseaten einmal mehr das Verletzungspech: Bei einem Zweikampf um den Ball mit Evgeni Pevnov kugelte sich Abwehrchef Davor Dominikovic die rechte Schulter aus. Unter Schmerzensschreien wurde der Kroate auf dem Spielfeld mehrere Minuten lang ärztlich versorgt.
In einer ersten Diagnose war vom Verdacht eines Oberarmbruchs ausgegangen worden. Bis zum späten Abend war er im Krankenhaus, um Bänder und Knochen zu untersuchen. „Das war der Knackpunkt“, sagte HSV-Präsident Karl Gladeck und attestierte seiner Team eine tolle Leistung: „Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, sie hat bis zum Schluss gekämpft. Bereits am Vortag hatte Hamburg seinen Rechtsaußen Johan Petersson verloren. Der 42 Jahre alte Schwede zog sich einen Riss der rechten Achillessehne zu und wird nach eigener Auskunft am Dienstag in Hamburg oder am Mittwoch in Schweden operiert.
Nach der Behandlungspause erwischten die Füchse den besseren Neustart. Insbesondere durch den wie entfesselt aufspielenden Petar Nenadic enteilte der Bundesliga-Siebte auf 15:10 (26.). Doch auch ein 16:21-Rückstand (39.) entmutigte die Hamburger nicht. Mit einer energischen Aufholjagd kämpften sie sich auf 21:21 (45.) heran, gingen aber nie in Führung, so dass die Berliner verdient gewannen.