Füchse fordern Meister - Schwalb beim HSV auf Bank
Berlin (dpa) - Die reinen Wirtschaftszahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Rund zehn Millionen Euro beträgt der Etat des deutschen Handball-Meisters HSV Hamburg - beim Bundesliga-Kontrahenten Füchse Berlin sind es nur knapp fünf Millionen.
Doch vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Sonntag fällt es schwer, die Favoritenrolle zu verteilen. Denn: Der HSV steckt in einer sportlichen Krise, der Hauptstadtclub spielt dagegen erneut eine ganz starke Saison. Zudem können die Berliner auf Sven-Sören Christophersen zurückgreifen.
Die Europäische Handballföderation (EHF) hob die Sperre gegen den Rückraumakteur auf. „Der Sport hat gesiegt. Es spricht für das Rechtswesen der EHF, dass sie so schnell eine Entscheidung getroffen hat, um den Fehler aus erster Instanz zu korrigieren“, sagte Berlins Manager Bob Hanning. Christophersen hatte beim 28:27-Sieg im letzten Gruppenspiel der Königsklasse gegen Bjerringbro-Silkeborg aus Dänemark eine Rote Karte kassiert. Die EHF hatte ihn danach für ein Spiel gesperrt. Der Hauptstadtclub legte Einspruch ein.
Dennoch ist man vorsichtig vor dem Schlagerspiel: „Man muss kein Professor sein, um zu sehen, dass Hamburg nicht so konstant ist wie letzte Saison“, sagte Coach Dagur Sigurdsson. „Aber in zwei Spielen können sie Weltklasse sein. Hamburg lebt immer noch von Schwalbs Handschrift, auch wenn zwischendurch ein anderer Trainer da war.“
Genau auf diesen Martin Schwalb setzen die Hamburger nun auch wieder im Duell gegen den Bundesliga-Zweiten. Der Meistercoach hatte in dieser Spielzeit seinen Platz auf der Bank geräumt und die Position des Präsidenten übernommen. Doch nach der 30:36-Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt und dem Abrutschen auf den vierten Tabellenplatz in der Bundesliga nahm der 48-Jährige das Heft in die Hand und wird bis zum Saisonende im Duo mit Interimscoach Jens Häusler auf der Bank sitzen.
„Ich bin kein Heilsbringer. Wichtig ist es jetzt, eine Gemeinsamkeit in die Truppe zu bekommen“, sagte Schwalb. Mit ungewöhnlichen Aktionen wie „Paintball“, bei denen die Profis aufeinander mit Farbkugeln schießen, versuchte er Stimmung in die Bude zu bekommen. „Wir stehen vor einer großen Aufgabe. Durch die vielen Verletzungen haben wir Probleme beim Defensivverhalten“, räumte Schwalb ein. Ausfallen wird der französische Nationalspieler Bertrand Gille (Muskelfaserriss), Pascal Hens (Bauchmuskelverletzung) und Hans Lindberg (Rückenschmerzen) wollen auf die Zähne beißen.
„Wir brauchen nicht über Favorit oder Underdog zu reden. Beide Mannschaften sind auf Augenhöhe - wir haben Respekt verdient“, meinte Sigurdsson. Der kroatische Nationalspieler Ivan Nincevic, der in dieser Woche seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat, ist einer der Garanten für den Erfolg.