Handball-Clubs auf Sparkurs - Königstransfer Balic
Leipzig (dpa) - Zu viele Schulden, zu wenig Geld auf der hohen Kante - die deutschen Handball-Clubs haben sich zur neuen Saison weitere rigide Sparmaßnahmen verordnet. Zwei Jahre nach Einführung eines Neuverschuldungsverbots heißt das Gebot: Abbau der Schulden.
„Wer jetzt zum 31.12.2012 ein negatives Eigenkapital gehabt hat, und das nicht in gewissem Maß abgebaut hat, der wird weiter sanktioniert“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL, in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Mittelfristig sollen sich die Vereine finanzielle Reserven schaffen.
Die 18 Clubs gehen in die am Samstag beginnende Bundesliga-Saison erneut mit einem leicht verringerten Gesamtetat. Nach 73,2 Millionen Euro im Vorjahr plant die Liga laut einer dpa-Umfrage nun mit 72,8 Millionen Euro, obwohl finanzstärkere Neulinge dazugekommen sind als in der vergangenen Spielzeit. „Wir werden tendenziell ein paar Prozent weniger Umsatz haben, weil wir auch im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens stark aufs Controlling achten. Da wird insgesamt mit weniger Risiko gewirtschaftet“, sagte Bohmann.
In erster Linie ist ein Preisverfall auf dem Spielermarkt verantwortlich für sinkende Etats. „Der Rückgang im Gesamtbudget ist vor allem darauf zurückzuführen, dass insgesamt weniger für Spielergehälter ausgegeben wird“, meinte Bohmann. Im Gegensatz zu den fetten Jahren lautet nun das Motto: Haushalten statt hasardieren. „Wir waren zwischenzeitlich da, dass wir Spielergehälter hatten, die sich die Clubs kaum noch leisten konnten. Und trotzdem wurden die bezahlt“, blickte der Liga-Geschäftsführer mit Unbehagen zurück.
Die seinerzeit angehäuften Schulden sollen nun Jahr für Jahr weniger werden. Eine große Anzahl der Clubs kämpft gegen die Altlasten. „Das sind nicht nur zwei oder drei, sondern einige. Eine Anzahl kann und will ich auch nicht nennen“, sagte Bohmann. Der SC Magdeburg zum Beispiel hatte am Ende der Saison 2009/2010 ein Minus von 1,1 Millionen Euro. Mit Stand vom 30. Juni waren es weniger als 200 000 Euro. „Wir sind damit mit den Altschulden nahezu durch“, meinte Manager Marc-Henrik Schmedt.
Nach dem Willen des Ligaverbandes sollen sich die Vereine in Zukunft gar finanzielle Reserven anlegen. Mit dem Geldspeicher könnten dann vorübergehende Probleme überbrückt werden. Bohmann wäre es am liebsten, „jeder Club hätte auch eine Eigenkapitaldecke, die das für ein, zwei Jahre mal zulassen würde“. Aber: „Das haben wir nicht. Und somit haben wir auch immer eine latente Gefahr.“
Einmal mehr das meiste Geld hat Titelverteidiger THW Kiel mit neun Millionen Euro zur Verfügung. Doch auch der Krösus hat seinen Etat um 500 000 Euro abgespeckt. Am Ende des Rankings stehen die Aufsteiger ThSV Eisenach und TV Emsdetten mit je 1,5 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war der TV Neuhausen/Erms mit 0,8 Millionen Euro das Schlusslicht - und stieg prompt wieder ab.
Nachdem das Geld nicht mehr so locker sitzt, haben die meisten Clubs erschwingliche Spieler verpflichtet. Den Königstransfer vollzog jedoch keines der Liga-Schwergewichte, sondern die HSG Wetzlar. Die Hessen lotsten den zweimaligen kroatischen Welthandballer Ivano Balic vom insolventen spanischen Top-Club Atletico Madrid in die Bundesliga. Mit neun Neuen holte der HSV Hamburg die meisten Spieler in seinen ohnehin schon exquisiten Kader.