Heinevetter bis 2018 in Berlin - Remis gegen HSV
Berlin (dpa) - Alle Augen in der Berliner Max-Schmeling-Halle waren auf ihn gerichtet: Silvio Heinevetter. Kurz vor dem Anpfiff verkündeten die Füchse Berlin, dass der extrovertierte Schlussmann einen neuen Fünfjahresvertrag in der Hauptstadt unterschrieben hat.
Nach der Bekanntmachung der Füchse vor der ersten Playoff-Partie gegen den HSV Hamburg um den Einzug in Handball-Champions-League in eigener Halle brandete grenzenloser Jubel unter dem Großteil der 7128 Zuschauer auf. Die Personalie stellte das Hinspiel um die Königsklasse fast in den Schatten. 30:30 (18:15) trennten sich beide Teams - damit ist alles offen im Rückspiel am Freitag in der Hansestadt.
„Das Ergebnis sagt noch gar nichts - 60 Minuten müssen noch gespielt werden“, sagte HSV-Coach Martin Schwalb. Sein Berliner Kollege Dagur Sigurdsson meinte: „Man sieht, was für Qualität in der Hamburger Mannschaft steckt. Natürlich hatten wir unsere Chancen - haben sie aber nicht genutzt.“ Die meisten Berliner Treffer erzielten am Mittwoch Pavel Horak (6) und Konstantin Igropulo (6/1 Siebenmeter). Für die Norddeutschen war Hans Lindberg (6/2) am erfolgreichsten.
Pikant an der Personalie Heinevetter: In den vergangenen Wochen hatten sich sowohl die Füchse als auch der Champions-League-Sieger aus Hamburg um den 28-Jährigen bemüht. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich ein Teil des Ganzen sein möchte und etwas mit aufbauen will. Ich glaube an das Potenzial der Füchse-Familie, daher war auch für mich die lange Laufzeit die logische Konsequenz“, sagte Heinevetter, dessen ursprünglicher Kontrakt bei den Füchsen im Sommer 2014 ausgelaufen wäre.
Seit dem Jahr 2009 steht er in der Hauptstadt zwischen den Pfosten und bildet mit dem Tschechen Petr Stochl eines der besten Torhüter-Gespanne der Bundesliga. Dass der Tscheche immer noch Weltklasse-Leistungen abrufen kann, zeigte er mit 16 Paraden gegen den HSV. „Er hat wirklich gut gehalten“, stellte Schwalb fest. An diesem Abend lieferte Stochl auf dem Feld die große Show - nicht Heinevetter.
Der in Bad Langensalza geborene Heinevetter gilt als schillernste Persönlichkeit des deutschen Handballs - nicht zuletzt wegen seiner Beziehung zu Schauspielerin Simone Thomalla. Für die Nationalmannschaft bestritt er bislang 99 Länderspiele. Bevor er zu den Füchsen wechselte, spielte er für den 1. SV Concordia Delitzsch (2. Liga) und den SC Magdeburg (Bundesliga). „Es ist normal, dass auch andere Vereine Interesse zeigen. Entscheiden muss man das jedoch selbst im engsten Kreis. Daher habe ich mir auch die Zeit für die Entscheidung genommen“, erklärte der gebürtige Thüringer.
Heinevetter, der als Hobby Skat angibt, ist eines der Gesichter des Berliner Sports. Mit seinen langen Haaren und dem Vollbart erinnert er an einen kanadischen Holzfäller. Und genau das lieben die Berliner so an ihrem „Heine“. Er wirkt authentisch. Seine Aussagen geben keine Interpretationsspielräume - und sein Spiel als Torwart ist spektakulär.
„Er weiß, was er an Berlin hat. Er passt in die Stadt — wie nur wenige andere Sportler. Er ist ein ostdeutscher Junge, er ist mittlerweile ein Berliner Junge“, hatte zuletzt Füchse-Präsident Steffel erklärt und im Tauziehen um den Schlussmann dem HSV Hamburg Mäzenatentum vorgeworfen: „Wenn sich Silvio für ein doppeltes oder deutlich höheres Gehalt entscheidet, dann wird er nach Hamburg gehen.“ HSV-Präsident Matthias Rudolph wiegelte ab: „Das ist ein hanebüchener Schwachsinn“. Nun ist die Entscheidung gefallen - Heinevetter bleibt in Berlin.