Heiner Brand: „Nicht nur auf Zuschauer vertrauen“
Reykjavik (dpa) - Die deutschen Handballer haben am Mittwoch in Reykjavik gegen Gastgeber Island mit 31:36 (14:21) verloren und müssen um die EM-Teilnahme bangen.
Nur bei einem Sieg gegen den Olympia-Zweiten im Rückspiel am Sonntag im westfälischen Halle bleiben die Chancen zu 100 Prozent intakt, in Serbien dabei zu sein. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa urteilt Bundestrainer Heiner Brand über das Spiel in Island, die Aussichten fürs Rückspiel und die Gesamtkonstellation.
Seit 1992 hat die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr auf Island gewonnen. War das eine erwartete Niederlage?
Brand: „Wir waren schon hier angetreten, um zu gewinnen. Wegen der Chancenverwertung und der individuellen Abwehrschwäche war das unmöglich. Aber hier werden die meisten Mannschaften, vielleicht bis auf die Franzosen, verlieren.“
Was gab den Ausschlag für die Niederlage?
Brand: „Der Unterschied lag in der ersten Halbzeit. Da haben wir schwach in der Abwehr gespielt und auch klare Torchancen nicht wahrgenommen. In der zweiten Halbzeit war es dann besser in der Abwehr. Aber wir haben es nicht geschafft, die Big Points zu machen.“
Islands Torhüter Björgvin Gustavsson hat 25 Bälle gehalten. Hatten Ihre Spieler beim Abschluss zittrige Hände?
Brand: „Das würde ich nicht sagen. Manchmal ist es eben so, dass der Torwart das Tor zumacht. Das hat es bei uns auch schon gegeben. Ein paar Würfe waren sicher zu einfach. Da hat es uns an der letzten Konsequenz gefehlt.“
Waren Sie mit der Einstellung Ihrer Mannschaft zufrieden?
Brand: „Man kann der Mannschaft vom Kampf her in der zweiten Halbzeit keinen Vorwurf machen. Die Spieler haben bis zur letzten Sekunde gekämpft. Allerdings war bei unserer Spielweise zu wenig Begeisterung und Kampf.“
Am Sonntag steht das wichtige Rückspiel an. Was wollen Sie bis dahin ändern, um zu gewinnen?
Brand: „Was ich ändern werde, weiß ich noch nicht. Darüber werde ich mir noch Gedanken machen. Aber letztlich kommt es weniger auf die Taktik an als auf die Bereitschaft zu kämpfen.“
Wie sehr kann die Kulisse von mehr als 10 000 Zuschauern dabei helfen?
Brand: „Diesen Rückenwind brauchen wir. Das kann helfen, müde Phasen zu überstehen. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, nur auf die Zuschauer zu vertrauen. Das habe ich der Mannschaft auch schon in der Kabine gesagt.“
Vor der WM in Schweden hatten Sie wegen der Gruppenauslosung Bauchschmerzen. Ging es Ihnen vor den Spielen jetzt in der EM-Qualifikation gegen Island ähnlich?
Brand: „Diese Sorgen und Gedanken hatte ich schon seit der Auslosung. Und mit dem Unentschieden gegen Österreich sind die nicht geringer geworden. Die Niederlage hier gegen Island musste man einkalkulieren. Aber ich hatte mir das anders vorgestellt.“