Herzensverein Heiner Brand zittert um seinen VfL Gummersbach
Gummersbach (dpa) - Handball-Legende Heiner Brand schläft derzeit gar nicht gut. Dabei hat sich der 66-Jährige gerade auf einer Kreuzfahrt im Arabischen Meer erholt. Doch der drohende Abstieg seines Herzensvereins VfL Gummersbach macht dem Weltmeister-Trainer von 2007 arg zu schaffen.
„Ich bin seit fast 60 Jahren in diesem Verein, da besteht eine ganz enge Bindung. Die Situation geht nicht spurlos an mir vorüber. Ich schlafe nicht so gut, mir gehen viele Dinge durch den Kopf. Die Sache belastet mich“, sagte Brand der Deutschen Presse-Agentur nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub.
Seit der Bundesliga-Gründung 1966 ist der VfL ununterbrochen im Oberhaus dabei. Nun droht den Oberbergischen, die in den 1970er und 1980er Jahren zur Elite des Welt-Handballs gehörten, ein ähnliches sportliches Schicksal wie zuletzt den Fußballern des Hamburger SV - der erste Absturz in die Zweitklassigkeit. „Ich habe immer gehofft, dass ich so etwas nicht erleben muss“, sagte Brand.
Zwei Spieltage vor Saisonschluss steht Gummersbach mit 14:50 Punkten als Tabellen-16. ganz nah am Abgrund. Am Sonntag muss der zwölfmalige deutsche Meister im Kellerduell beim Tabellenletzten TV Hüttenberg (13:51) antreten - bei einer Niederlage würde der VfL auf einen Abstiegsplatz abrutschen. „Hüttenberg ist sehr kampfstark. Ich glaube nicht an einen Sieg“, sagte Brand.
Schon vor dem Spiel bezeichnete die Gummersbacher Ikone, die 1959 Mitglied beim VfL wurde und bis zum Karriereende 1987 nie für einen anderen Verein spielte, die Lage als „düster“. Der Mannschaft fehle die Mentalität für den Abstiegskampf und seit der schweren Verletzung von Nationalspieler Simon Ernst zudem ein Anführer. „Die Spieler laufen führungslos über den Platz. Es ist keine klare Hierarchie zu erkennen. Jeder nimmt sich das Recht heraus, Fehler zu machen. Daraus resultieren die Niederlagen“, stellte Brand fest.
Dennoch klammert man sich in Gummersbach an die Hoffnung, die Saison irgendwie zu retten. „Wir müssen an uns glauben. Noch haben wir es in der eigenen Hand“, sagte der Sportliche Leiter Christoph Schindler. Allerdings gestand er auch: „Unser Selbstvertrauen ist nicht groß. Mehr Druck geht im Moment nicht, es ist keine einfache Situation. Viele haben uns schon abgeschrieben.“
Der sportliche Niedergang hatte sich lange angedeutet, denn schon im Vorjahr schaffte der VfL erst auf den letzten Drücker den Klassenerhalt. Ein Abstieg könnte für den finanziell nicht gerade gut gestellten Verein, der fünfmal den DHB-Pokal gewann und auf internationalem Parkett elf Europacup-Triumphe feierte, dramatische Folgen haben. Als abschreckendes Beispiel dient der alte Rivale TV Großwallstadt, der sich nach Jahren der Tristesse gerade aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga zurückgekämpft hat.
Ein solches Szenario mag sich Brand nicht ausmalen. „Ich glaube, es bestehen noch keine klaren Vorstellungen, wie man mit solch einer Situation umgeht. Man wird versuchen, das Bestmögliche aus dieser Saison zu machen“, sagte er. „Ich vermag nicht zu sagen, welche Konsequenzen daraus entstehen, wenn es nicht klappt.“