Heinevetter: Jetzt nicht über den Trainer reden
Aschaffenburg (dpa) - Fragen an Silvio Heinevetter, Torhüter der Handball-Nationalmannschaft:
Die deutsche Mannschaft hat als WM-Fünfter im Januar ein tolles Turnier gespielt, jetzt hat es in der EM-Qualifikation nicht einmal zum zweiten Platz in der Gruppe gereicht. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären?
Heinevetter: „Erstmal muss man sagen: Unvermögen. Es ist alles brutal eng geworden auf dem Leistungsniveau. Wir haben eine Mannschaft, die jung ist, die als Mannschaft auch auftreten muss. Wir haben keine Leute, denen man den Ball geben kann, wenn es darauf ankommt, die die Sachen entscheiden, die die entscheidenden Tore werfen, die die entscheidenden Pässe geben - die haben wir nicht. Wir müssen das anders lösen. Ich glaube, diese Mannschaft braucht noch ein bisschen Zeit. Man muss uns auch ein bisschen Zeit zugestehen.“
Ist Martin Heuberger der richtige Bundestrainer für einen Aufschwung?
Heinevetter: „Das denke ich schon. Wir brauchen jetzt nicht über den Trainer zu reden. Das ist Schwachsinn.“
Was muss denn generell anders werden, um wieder an die Weltspitze zu gelangen?
Heinevetter: „Überlege dir mal: Was ist, wenn ein Michael Haaß oder Martin Strobel sich verletzen? Wer würde dann spielen? Mir fällt kein deutscher Spieler in der ersten Bundesliga ein, der da noch Potenzial hätte. Du hast keine Alternativen, keine Optionen, denn die guten jungen Spieler versauern in der Regionalliga oder zweiten Liga. Die werden nicht genügend herangeführt ans Erstliga-Niveau. Das sieht man dann auch in der Nationalmannschaft. Da muss man der stärksten Liga der Welt Tribut zollen. In Kiel, Hamburg oder Flensburg - da wird es kein Jugendlicher groß schaffen.“
Müssen die Vereine mutiger sein und mehr junge deutsche Spieler einsetzen?
Heinevetter: „Den Vereinen kann man keinen Vorwurf machen. Die wollen ihre Erfolge feiern. Die können da keine Rücksicht nehmen. Die Trainer, die da am Werk sind, denen wird einfach keine Zeit gegeben, junge Spieler einzubinden. Du brauchst den Erfolg jetzt und nicht erst in einem Jahr oder in zwei Jahren.“