Heinevetter mit Füchsen im zweitklassigen Europacup

Hamburg (dpa) - Nationaltorhüter Silvio Heinevetter versagten die Worte. Der Schlussmann des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin kam nicht zur abschließenden Pressekonferenz. Dort sollte er nach der gescheiterten Champions-League-Qualifikation gegen den HSV Hamburg seine Sicht der Dinge kundtun.

Aber Heinevetter, den Tränen nahe, konnte nicht. Er rannte in die leere Halle, starrte geistesabwesend an die Decke und holte tief Luft. Der HSV hatte das Playoff-Rückspiel glücklich mit 27:26 gewonnen, nachdem das Hinspiel 30:30 ausgegangen war. Cupverteidiger Hamburg ist in der attraktiven Champions League, Berlin im zweitklassigen EHF-Pokal.

„Beide Mannschaften hätten es verdient, in der Champions League zu spielen“, bekannte HSV-Torhüter Johannes Bitter und versuchte, dem Unterlegenen Trost zu spenden. Fast die gesamte Partie hatten die Gäste aus der Hauptstadt geführt, in ihrer Hoch-Zeit gar mit fünf Toren. Die Berliner waren spritziger, ihr Torwart parierte in Höchstform, die Abwehr stand wie eine Mauer.

Aber der HSV kämpfte und wühlte, bis er in der 58. Minute den Ausgleich erzielt hatte. Am Ende triumphierte der Nervenstärkere. „Die Champions League kann froh sein, dass der Titelverteidiger wieder dabei ist“, befand Linksaußen Matthias Flohr.

Den Berlinern war indes zum Heulen zumute. „Wir waren nicht die schlechtere Mannschaft. Wir hatten sie unter Kontrolle. Wir haben aber ein paar Fehler zu viel gemacht“, resümierte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson das Geschehen. „Ich bin stolz, wie sich die Mannschaft in beiden Spielen präsentiert hat.“

Die Füchse waren eingespielter und deshalb lange Zeit überlegen. Den Hamburgern mit ihrem um neun Profis erweiterten Starensemble fehlt noch das blinde Verständnis. Die Automatismen, deren Beherrschung im Handball ein gutes zu einem sehr guten Team macht, haben die Neuen noch nicht verinnerlicht. „Man muss ohne Vorgaben wissen, was der Mitspieler tut. Das kann noch nicht funktionieren. Das müssen wir reinkriegen“, erklärte HSV-Trainer Martin Schwalb.

Selbst als Heinevetter eine halbe Stunde später die Worte wiedergefunden hatte, klang er bedenklich angeschlagen. „Es haben Nuancen entschieden, einige technische Fehler, obwohl wir mindestens ebenbürtig waren in beiden Spielen“, krächzte der 28 Jahre alte Thüringer und gestand nach kleiner Schiedsrichterschelte: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.“ Um den überragenden Torhüter, dessen Vertrag in Berlin wenige Tage zuvor um fünf Jahre verlängert worden war, hatten sich auch die Hamburger bemüht.

Die Norddeutschen, die in der Champions League ohnehin schon mehr Prämien kassieren als die Füchse im EHF-Cup, haben sich am Samstagmorgen auf den Weg zu einer weiteren Gelderquelle gemacht. Der HSV startet in Katar bei der Vereins-Weltmeisterschaft, an der auch Champions-League-Finalist FC Barcelona teilnimmt. Der Turniersieger erhält 400 000 Dollar, der Zweite 250 000 Dollar.