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Hitzige Diskussion um fehlende TV-Bilder von Handball-WM

Hannover (dpa) - Je erfolgreicher die deutschen Handballer bei der WM in Katar spielen, desto hitziger wird in der Heimat über die TV-Situation diskutiert.

Foto: dpa

Die große Mehrheit der Handballfans ist von den Live-Übertragungen der neuen Handball-Helden beim Pay-TV-Sender Sky ausgeschlossen und wird es wohl auch bleiben. Die Rechtesituation ist kompliziert - und der Streit darum eskaliert.

Im Fokus stehen derzeit vor allem ARD und ZDF, die sich in ungewohnter Schärfe gegen Kritik des CDU-Sportpolitikers Frank Steffel an ihren Rechte-Verhandlungen wehrten. „Die Aussagen von Herrn Steffel sind von Populismus und wenig Sachkenntnis geprägt“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz der Deutschen Presse-Agentur. Steffel ist Obmann im Sportausschuss des Deutschen Bundestages und hatte den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern beim Poker um die Handball-Rechte Sturheit vorgeworfen.

Der CDU-Politiker forderte ARD und ZDF auf, „sofort“ mit dem Pay-TV-Sender Sky über eine Ausstrahlung der nächsten K.o.-Spiele der deutschen Mannschaft zu verhandeln. „Das ist meine Erwartung als Gebührenzahler und hat mit Politik gar nichts zu tun“, sagte Steffel.

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky konterte scharf: „Ich bewundere, wie Herr Steffel die Erfolge der Handball-Nationalmannschaft -zur eigenen Popularisierung nutzen möchte. Gleichzeitig ignoriert er alle Vertragsinhalte und Äußerungen des Rechteinhabers Sky. Wir respektieren diese aber und werden keine weiteren Vorstöße mehr unternehmen, da auch der Rechtegeber uns unmissverständlich mitgeteilt hat, dass es keine Veränderung mehr geben wird.“

Auch der ZDF-Sportchef wies darauf hin, dass der Pay-TV-Sender mehrfach auf die Exklusivität seiner Rechte hingewiesen habe. Sky-Sportvorstand Carsten Schmidt hatte auf dpa-Anfrage betont, dass keine WM-Spiele im Free-TV übertragen werden: „Überlegungen, an der Struktur der erworbenen Rechte etwas zu ändern, gibt es bei uns nicht.“

ARD und ZDF hatten die Verhandlungen mit Rechteinhaber beIN Sports Anfang Dezember abgebrochen, weil durch den geforderten Ausschluss der Satelliten-Übertragung rund 18 Millionen Haushalte kein Bild bekommen hätten. Sky erwarb daraufhin die Rechte und sendet nun verschlüsselt für seine Kunden.

Intern wird bei dem Pay-TV-Sender diskutiert, ob im Falle eines Finaleinzuges der deutschen Mannschaft Public Viewing möglich ist. Technisch wäre auch ein unverschlüsselter Stream über die Internetseite des Senders denkbar. Zumindest ließe dies die Rechtesituation zu.

Für das Viertelfinale gegen Gastgeber Katar schließt Sky solche Lösungen aus. Dass Spiele parallel im Free-TV gezeigt werden, egal ob bei ARD/ZDF oder einem anderen Sender, sei allein aus rechtlichen Gründen nicht möglich, erklärte Sky-Sprecher Dirk Grosse.

Eine ausschließliche Ausstrahlung im Pay-TV ließe sich nur über den Rundfunkstaatsvertrag verhindern. DHB und DOSB halten aber nichts von einer Aufnahme der Handball-WM auf die sogenannte Schutzliste. Es sei „zweifelhaft, ob das Problem durch die Schutzliste zu lösen gewesen wäre“, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB).

Die Live-Übertragungen der WM in Katar im frei empfangbaren Fernsehen seien an „technischen Anforderungen der Agentur gescheitert, die die Rechte vom Weltverband IHF erworben hat“. Auch Handball-Präsident Bernhard Bauer zeigte sich skeptisch und sagte, er wisse „nicht, ob es uns helfen würde“.

Durch die sogenannte Schutzliste ist im Rundfunkstaatsvertrag festgelegt, dass „Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ nicht nur im Pay-TV ausgestrahlt werden dürfen. Dazu zählen derzeit Olympische Spiele und verschiedene Fußball-Partien. Handball befindet sich nicht auf der Liste.

Auch Steffel wies Forderungen zurück, die Handball-WM auf die Schutzliste zu setzen. „Ich halte den Hinweis, dass dies in einen neuen Medienvertrag aufgenommen werden müsste, für Quatsch. Es geht nicht darum, per Gesetz vorzuschreiben, dass Handball im Free-TV empfangen werden muss“, sagte der CDU-Politiker.