Weltmeister Baur traut deutscher Mannschaft viel zu
Doha. Markus Baur (44), der Handball-Weltmeister von 2007 aus Salem-Mimmenhausen, ist von der Leistung der deutschen Nationalmannschaft sehr angetan.
Was sagt der Experte zu den Auftritten der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar? Der Gruppensieg konnte ja nicht unbedingt erwartet werden, oder?
Markus Baur: Stimmt, damit konnte man nicht rechnen, auch wenn schon klar war, dass die Mannschaft gegen alle bestehen kann. Dass wir Saudi-Arabien, die Russen und die Argentinier schlagen, habe ich erwartet. Auch dass wir gegen Polen gewonnen haben, hat mich nicht überrascht, weil die beiden Niederlagen in der WM-Qualifikation ja sehr unglücklich zustande gekommen waren. Aber die Dänen waren der Gruppenfavorit — und unser Auftritt gegen sie enorm stark.
Was imponiert Ihnen besonders an der deutschen Mannschaft?
Baur: Sie ist entschlossen, gefestigt, mutig. Praktisch alle Spieler rufen ihre Bestleistung ab. Die Abwehr steht sehr stabil und einer der beiden Torhüter hält immer stark. Das ist die Basis für die erste Welle, wir machen in jedem Spiel mehr Tore als der Gegner über den Tempogegenstoß, das ist eine enorme Waffe.
Welche Spieler fielen Ihnen besonders auf?
Baur: Die exzellente Mannschaftsleistung wird getoppt von Steffen Weinhold im Rückraum, der ein großartiges Turnier bestreitet. Auch Martin Strobel agiert als Spielmacher extrem stark, und, ja, auch unsere Flügelzange mit Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer kneift zu.
Und was sagen Sie zu Ihrem Schützling Paul Drux auf der halblinken Rückraumposition, mit dem Sie im vergangenen August noch Europameister mit der U 20 geworden sind?
Baur (lacht): Der ist ja ab sofort wohl nicht mehr mein Schützling. Der Paul ist vom Kopf her ganz klar, er hat ein gutes Selbstvertrauen und weiß, was ihn stark macht. Er wird seinen Weg machen, davon bin ich überzeugt.
Die weitere Konstellation klingt verheißungsvoll, am Montag Achtelfinale gegen Ägypten, danach am Mittwoch ein Viertelfinale gegen Katar — der Sprung ins Halbfinale scheint machbar.
Baur: Durch den Gruppensieg sind wir einem der Großen — Kroatien, Spanien, Frankreich — erst mal aus dem Weg gegangen, bisher ist wirklich alles super gelaufen. Aber die Spieler dürfen angesichts der günstig aussehenden Konstellation nicht nachlassen. Das Spiel gegen Ägypten wird unorthodox werden, unangenehm, anstrengend. Aber natürlich ist es eine machbare Aufgabe, und ich glaube, dass die deutsche Mannschaft sie auch lösen wird.
Und im Viertelfinale gegen die zusammengekaufte Mannschaft von Katar?
Baur: Es mag seltsam klingen, aber dann geht es wieder gegen europäischen Handball, weil die Mannschaft des WM-Gastgebers ja fast ausschließlich europäische Spieler in ihren Reihen hat und mit dem Spanier Valero Rivera López auch ihr Trainer ein Europäer ist. Das ist kein schlechtes Team, aber schlagbar. Über mehr wollen wir jetzt aber nicht mehr reden. Wenn es unter die letzten Vier geht, dann sind auch Spiele gegen die Großen immer offen. Aber vorrangig von Bedeutung ist dann, dass wir auf jeden Fall für ein Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2016 qualifiziert wären.