Verbands-Präsident Bernhard Bauer: "Wir gehören zur Weltspitze"
Verbands-Präsident Bernhard Bauer über die Vorurteile gegen den DHB bei dieser WM und die neue Stärke der deutschen Handballer
Doha. Das Achtelfinale der Weltmeisterschaft ist erreicht, die Ziele der deutschen Handball-Nationalmannschaft neu gesteckt. Teammanager Oliver Roggisch gab den Start bei Olympia 2016 als neuen Etappenpunkt aus. Der Weltmeister qualifiziert sich direkt für Rio, die Plätze zwei bis sieben bei diesen Titelkämpfen berechtigen zur Teilnahme an der Olympia-Qualifikation.
Bernhard Bauer, wie haben Sie die Vorrunde erlebt?
Bernhard Bauer: Für mich waren das sehr eindrucksvolle Momente. Ich möchte dem Trainer, dem Team und den Spielern danken. Sie haben sich sehr gut auf diese WM vorbereitet, einen tollen Teamgeist entwickelt. Dass wir eine gute Deckung haben, war mir klar. Dass unser Angriff aber derart variabel auftritt, hat mich schon überrascht. Wir haben bewiesen, dass wir zur Weltspitze gehören.
Muss Sie morgens immer noch mal jemand kneifen, damit Sie merken, dass das nicht nur ein schöner Traum ist?
Bauer: Wenn mir vor dem Turnier jemand gesagt hätte, Deutschland gewinnt die Vorrundengruppe, hätte ich ihm geantwortet: Du spinnst. Allerdings habe ich schon seit dem Herbst mitbekommen, dass sich etwas verändert im Team. ´
Vor dem Hintergrund, dass Deutschland die WM nur dank einer umstrittenen Wildcard spielen darf, dürfte das bisherige Auftreten sehr hilfreich sein.
Bauer: Ja, die Reaktionen von den anderen Länderchefs sind durchweg positiv. Im Tenor heißt es dort: „Deutschland ist wieder da.“ Aber ganz ehrlich, auch im Vorfeld habe ich keine negative Stimme zu uns gehört. Selbst die Isländer, die ja eigentlich auch an unserer Stelle hätten nachrücken können, haben mir bei einem Kongress gesagt: „Es geht nicht gegen euch, sondern gegen das Verfahren, wie die Wildcard angewandt wurde.“ Für uns war die Wildcard Geschenk und Verpflichtung zugleich. Deshalb haben wir gesagt, wir wollen mit unserem Weg überzeugen.
Einen großen Anteil daran hat Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Wie sehen Sie ihn?
Bauer: Dagur Sigurdsson ist für uns ein Glücksgriff. Er hat den großen Vorteil, dass er sich Tag für Tag in der Bundesliga und in der Champions League beweisen muss. Sicher hat ihn auch seine Vita positiv beeinflusst. Er hat als junger Bursche Island verlassen und gelernt, früh selbstständig zu sein. Das kommt ihm hier bei seiner Arbeit zu Gute. Er pflegt eine klare Ansprache und Führung und hat eine gewisse Ausstrahlung, damit erreicht er das Team. Und er hat eine klare Idee, wie er Handball spielen möchte. Diese Spielkultur wollen wir auch in unsere Jugendteams tragen.
Wenn Sie Sigurdsson derart loben, dann klingt das für seinen Vorgänger wie eine Abstrafung.
Bauer: Nein, auf keinen Fall. Ich schätze Martin Heuberger sehr und möchte ihn auf keinen Fall abwerten. Er hat sicher seinen Anteil daran, dass die Mannschaft heute so ist, wie sie jetzt ist. Allerdings war nach der sportlich verpassten WM-Qualifikation klar, dass wir uns von ihm trennen müssen. Das hatten wir mit ihm besprochen und auch so kommuniziert. Außerdem ist Martin Heuberger Sportsmann genug, anzuerkennen, dass es aktuell unter Dagur Sigurdsson besser läuft.
Was haben die Spieler finanziell davon? Gibt es Prämien?
Bauer: Im vergangenen Herbst haben wir die bisher üblichen Tagesgelder für die Nationalspieler gestrichen, weil wir nach der verpassten EM 2014 eine Unterdeckung von 400.000 Euro hatten. Wir haben aber im Vorfeld der WM mit den Akteuren Prämien ausgehandelt. Diese gibt es mit dem Erreichen des Viertelfinals.
Wie hoch sind die? Wurde auch eine Titelprämie vereinbart?
Bauer: Über Zahlen möchte ich nicht sprechen. Ja, eine Titelprämie gibt es.
Der perfekte Eindruck wird lediglich dadurch getrübt, dass die WM-Spiele in Deutschland nicht einer breiten Masse zugänglich, sprich im Free-TV zu sehen, sind.
Bauer: Das ist leider so. Letztlich war das Problem der Satellitenverschlüsselung nicht zu lösen. Ich kann aber nicht verstehen, dass IHF-Präsident Hassan Moustafa ARD und ZDF den schwarzen Peter zuschiebt. Wir vom DHB haben alles versucht, um zu einer Lösung zu kommen. Uns waren die Hände gebunden. Nach der WM werden wir den Kontakt mit dem Weltverband suchen, 2017 gibt es ja wieder eine WM.