Simon Krivec ist der neue HSG-Chef „Krefeld bleibt unsere Heimat“

Simon Krivec ist der neue starke Mann beim Handball Drittligisten HSG Krefeld Niederrhein. Nur einen Tag nach dem niederschmetternden Urteil des Handball-Schiedsgerichtes, das die Klage für eine erneute Zweitligalizenz ablehnte, stand der 32-Jährige in der WZ-Redaktion Rede und Antwort.

Simon Krivec ist engagiert sich bereits seit einigen bei der HSG Krefeld. Jetzt hat er sein Engagement ausgeweitet.

Foto: Andreas Bischof

Sie haben eine Nacht über das Urteil geschlafen. Wie sieht es in Ihnen aus?

Simon Krivec: Nach dem Urteilsspruch war alles sehr frisch und es stellte sich die Frage, war das gerechtfertigt oder nicht. Auch wenn ich der Argumentation der HBL auch heute nicht folgen kann, werden wir das Urteil akzeptieren und den Blick nach vorne richten.

Sie sind schon länger bei der HSG aktiv, haben sich aber aus der Öffentlichkeit rausgehalten. Das geht nun nicht mehr.

Krivec: Ja, mit der Übernahme des Postens als erster Vorsitzender geht das nicht mehr.

Gehen wir einmal zum Anfang. Warum engagiert sich ein Apotheker aus Moers bei einem Handballverein in Krefeld?

Krivec: Ich bin eigentlich per Zufall in Fischeln gelandet. Ich stamme aus einer Apothekerfamilie, mein Vater hat in Moers einen großen Betrieb aufgebaut. Ich wollte nach dem Studium etwas Eigenes machen und da wurden mir die Mühlen und die Brunnen-Apotheke in Fischeln angeboten.

Und woher stammt die Affinität zum Sport?

Krivec: Mein Vater hat 1985 den Moerser SC gegründet, war früher Dreispringer und zweifacher OlympiaTeilnehmer. Zudem hat der Sport uns viele Türen geöffnet. Vielleicht mache ich mir etwas vor, aber wir sind der Meinung der Sport hat uns viel gegeben, also geben wir jetzt etwas zurück.

Wie kam der Kontakt zur HSG zu Stande?

Krivec: Hans Krüppel, der ehemalige Vorsitzende von Adler Königshof, war Stammkunde in einer meiner Apotheken und stöhnte 2014 über Probleme der HSG Krefeld, weil sie keine geeignete Halle hatten, zudem vor dem Aufstieg in die 2. Liga standen und die Glockenspitzhalle als Flüchtlingsunterkunft gesperrt war. Damals bin ich bei der HSG hängen geblieben.

Wie entwickelte sich ihr Engagement?

Krivec: Es wurde jedes Jahr mehr. Thomas Wirtz hat mich zunächst als Sponsor gewonnen. Dann wurde ich Beiratsmitglied, dann Gesellschafter und als der Aufstieg kam, habe ich mich finanziell weiter engagiert. Doch als eine GmbH gegründet wurde, habe ich darauf bestanden, den Blick mit in die Bücher zu bekommen. Ich will wissen, was mit meinem Geld passiert.

Wie sehen Ihre Pläne für die kommende Saison aus?

Krivec: Unser Ziel ist der Wiederaufstieg in die 2. Liga. Ob sich das realisieren lässt, ist eine andere Frage. Denn in der 3. Liga spielen Mannschaften mit einem wesentlich höheren Etat als wir. Das ist im Westbereich zum Beispiel Eintracht Hagen. Zudem wird es wohl wieder eine Relegation geben.

War das Jahr in der 2. Liga denn ein verlorenes Jahr?

Krivec: Nein. Wir haben gemerkt, wo unsere Grenzen sind, wir wissen jetzt genau, wo wir nachjustieren müssen, wo wir vielleicht auch Fehler gemacht haben. Es ist eben einiges so eingetroffen, wie wir es nicht erwartet haben.

Damit meinen sie die personellen Entwicklungen in der Mannschaft?

Krivec: Das fängt mit der Trainerverpflichtung an, geht mit der unglaublichen Verletztenmisere weiter. Wir müssen den medizinischen Bereich ausbauen. Wir wissen jetzt, wo es hapert, wir kennen unsere Baustellen.

Sie sehen die Mannschaft also gut aufgestellt?

Krivec: Ich denke, die Mannschaft ist jetzt stärker als in der 2. Liga. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Wir haben jetzt eine Mannschaft aufgebaut, die auch aufsteigen kann.

Der Finanzetat der HSG ist nicht groß, dennoch haben Sie gute Zweit -und Drittligaspieler verpflichtet. Wie ist das zu schaffen?

Krivec: Wir haben neben den jungen Talenten einige Spieler verpflichtet, die Zweitligaerfahrung mitbringen. Wir haben nicht viel Geld, dafür müssen wir kreativ sein, müssen Perspektiven bieten. Wie bei unserem neuen Torwart Oliver Krechel, der jetzt auch in meinem Unternehmen arbeitet und über den Handball hinaus denkt.

Wo will die HSG Krefeld Niederrhein mittelfristig hin?

Krivec: Unser Ziel muss es sein, uns dauerhaft in der 2. Liga zu etablieren und nicht immer, um den Klassenerhalt zu kämpfen. Dafür müssen wir uns aber breiter aufstellen, darum auch unsere Überlegungen, vier Spiele in Moers auszutragen. Wir wollen, ähnlich wie der Bergische HC, die Region für uns begeistern. Der Niederrhein ist eine Handball-Hochburg, ich denke da an Vereine wie Aldekerk, Neukirchen, KampLintfort oder Schwafheim und Kapellen. Es gibt kein Konkurrenzdenken. Wir müssen diese Handballer für uns gewinnen, auch als Zuschauer bei den Spielen, dann kommen wir weiter.

Wo liegt in Zukunft die Heimat der HSG?

Krivec: Unsere Heimat ist und bleibt Krefeld. Doch wir müssen ehrlich sein, vor Ort sind wir hinter den Pinguinen und dem KFC nur die sportliche Nummer drei. Geld ist nun endlich, aber mit neuen Sponsoren vom Niederrhein können wir vielleicht etwas bewegen.