Handball Sportchef Nippes: „Die besten Krefelder Spieler müssen bei der HSG spielen“

Interview Stefan Nippes, Sportchef des Handball-Zweitligisten, äußert sich zur verkorksten Hinrunde, zu Erfahrungen und zu Zielen.

Stefan Nippes gehörte zu den Aufstiegshelden von 2019.

Foto: Samla

Stefan Nippes ist ehemaliger Torhüter und nun sportlicher Leiter bei der HSG Krefeld, er hat einen großen Anteil am Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga. Innerhalb weniger Wochen musste der 33-Jährige sich im Sommer vom emotionalen Leader und Spieler auf dem Feld zum seriösen sportlichen Leiter und Gesprächspartner wandeln. Der gebürtige Solinger, der 2015 nach Krefeld kam, geht mit großer Leidenschaft seine neue Aufgabe an, sieht sich als Baustein in der Professionalisierung. Stefan Nippes über...

... die Hinrunde

Stefan Nippes: Punktemäßig verlief die Hinrunde mit nur einem Sieg enttäuschend aber bei ehrlicher Analyse gibt es dafür viele Gründe. Etliche liegen bei uns selbst. Und sind zu sehen in zahlreichen Verletzungen sowie im krassen Qualitätsunterschied zwischen Zweiter und Dritter Liga.

... die Ligatauglichkeit

Nippes: Trotz aller Negativerlebnisse würden wir mit unserer aktuellen Mannschaft 90 Prozent aller Drittligisten schlagen. Unsere Mannschaft ist sehr gut, uns fehlt nur ein wenig der Flow für die 2. Liga.

... die Rückrunde

Nippes: Die Mannschaft wird befreit in die 16 Spiele gehen. Sie soll die 2. Liga genießen. Dann werden die Punkte kommen, eine gewisse Lockerheit einkehren. Wir haben eine sehr gute Vorbereitung hinter uns und mit Sven Eberlein einen talentierten Spieler dazu bekommen.

... Verletzungen

Nippes: Selbst wenn wir durchgehend alle Spieler an Bord gehabt hätten, würden wir in der Tabelle unten stehen. Aber natürlich fehlt durch die Verletzung von Max Zimmermann ein sehr guter Linksaußen. Henrik Schiffmann fehlte länger, Sebastian Schöneseiffen die gesamte Hinrunde. Kaum ein Spieler war durchgehend dabei. Das ist auf diesem hohen Niveau kaum aufzufangen.

 ... die Konkurrenz

Nippes: Gegen Emsdetten halten wir 40 Minuten mit, sind auf Augenhöhe, werfen am Ende aber 18 Minuten kein Tor. Gegen Rimpar können wir nach einer schwachen ersten Hälfte das Spiel gewinnen, schaffen es um ein Tor doch nicht. Ähnlich gegen Aue, wo wir eine katastrophale erste Hälfte spielen, wo wir nach dem Seitenwechsel dem Sieg nahe sind und in den letzten Sekunden selbst noch einen Punkt verschenken. Alle sind Konkurrenten um den Klassenerhalt. Diese Spiele sind das Minimum in der Liga, was gewonnen werden muss.

... Erfolgserlebnisse

Nippes: Wenn wir uns Erfolgserlebnisse holen wollen, so ist das zu Hause natürlich einfacher als auswärts. Unser Ziel muss es sein, die „Underdog-Mentalität“ anzunehmen und auf diese Weise den Gegner zu ärgern. Wir sind Letzter mit zwei Punkten, aber es muss unangenehm sein, gegen uns zu spielen.

... Erfahrungen

Nippes: Wir haben die Erfahrungen auf unsere Art und Weise gemacht. Denn wir sind nicht Hagen, Wilhelmshaven oder Großwallstadt, die als ehemalige Zweitligisten in der 3. Liga spielen. Vielmehr sind wir ein Drittligist, der in der 2. Liga spielt. Unsere Strukturen wurden sukzessive verbessert und werden beibehalten, wenn wir in die 3. Liga gehen. Darunter sind viele nicht sichtbare Dinge, die eben keine Tore werfen. Eine verbesserte medizinische Abteilung, ein zusätzlicher athletischer Trainingsbereich oder allein nur ein besserer Bus. Das klingt fast lapidar, ist aber enorm wichtig.

... Trainer

Nippes: Wir führen seit Oktober Gespräche und haben uns bereits bewusst gegen Kandidaten entschieden. Wir suchen eine Konstante, wir suchen den richtigen Trainer für das, was wir in Zukunft vorhaben. Unser Ziel bleibt langfristig in der 2. Liga zu spielen und dafür benötigen wir einen Trainer, der Erfahrung hat und der mit jungen wie routinierten Spielern arbeiten kann.

... Kandidaten

Nippes: Es gibt konkret drei Kandidaten. Wir machen uns die Entscheidung nicht einfach. Denn wir wollen eine Identifikation nach außen auch über den Trainer erreichen. Der Trainer ist der wichtigste Mitarbeiter. Wir zaudern nicht, sind auf dem Weg zu einer Entscheidung. Der Trainer soll eben keine Mannschaft vorgesetzt bekommen. Aber ein Trainer ist eine wichtige, kostenintensive Entscheidung und die muss zu einhundert Prozent passen.

... Rollentausch

Nippes: Ich wollte eigentlich langsam in meine Rolle hineinwachsen. Der Aufstieg hat natürlich alles auf den Kopf gestellt. Dann kam die Verschärfung durch den Trainerwechsel im Sommer. Wir hatten wenig Zeit, ich hatte eine komplett neue Rolle auszufüllen, bin eben kein Mitspieler mehr von den Jungs. Mir ist bewusst, dass ich noch viel lernen muss. Aber ich mache es aus Leidenschaft, mein Antrieb ist es, die HSG nach vorn zu bringen. Doch es fällt mir nicht immer leicht, kein Spieler mehr zu sein.

... langfristige Ziele

Nippes: Als junger Verein müssen wir kurzfristig denken und benötigen kurzfristige Leistungen. Wir können nicht wie Konstanz einmal auf- und wieder absteigen und den gewohnten Weg laufen. Wir benötigen auf absehbare Zeit einen Unterbau, eine Jugendabteilung, denn der Niederrhein birgt großes Handball-Potential. Wir müssen Spieler aus Krefeld und der Umgebung ausbilden und damit Identifikation schaffen. Die besten Krefelder Spieler müssen auch beim besten Krefelder Klub spielen.