HSV-Chef nach 27:34: „Unser Anspruch müssen Titel sein“

Hamburg (dpa) - Matthias Rudolph hätte Mittwochnacht besser gar nicht ins Bett gehen sollen. „Ich hab' überhaupt nicht geschlafen, so hat mich das aufgeregt“, gestand der Präsident des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg nach der 27:34-Klatsche beim Aufsteiger Bergischer HC.

„Wir müssen ja wohl beim Titelfavoriten verloren haben“, meinte der Vereinschef mit deutlichem Sarkasmus. Es kann noch schlimmer kommen: Am Samstag steht Rekordmeister THW Kiel vor der Tür. Da ist eine Startpleite mit 0:4 Punkten nicht ausgeschlossen. „Da muss es ganz anders zur Sache gehen“, beschwor Rudolph sein Team. „Ich habe ja nicht gesagt, dass wir Meister werden, sondern dass wir Meister werden wollen.“ Der Präsident hält aber am Selbstverständnis des Vereins fest: „Unser Anspruch müssen Titel sein.“

Rudolph will die in der Findungsphase steckende Mannschaft, die mit zahlreichen Weltklassespielern auf 19 Mann aufgefüllt wurde und Automatismen wie Laufwege erst kultivieren muss, nicht als Ausrede geltenlassen. „Meist stand doch nur ein Neuer auf der Platte, das Zusammenspiel hätte anders laufen müssen“, grollte er.

Die Hamburger scheinen in Sachen Fehlstart eine Tradition pflegen zu wollen. 2007 klaute ihnen die HSG Wetzlar im eigenen Haus einen Punkt, drei Jahre später mussten sie sich Frisch Auf Göppingen mit 30:32 beugen, 2012 wurden sie von Wetzlar mit 26:33 heimgeschickt. Trost: 2011 wurde der HSV trotz Fehltritts zum Auftakt deutscher Meister. Der Start ist folglich als Orakel für das Saisonende kein verlässliches Indiz.

Vielleicht steckte den Hamburgern auch der Parforceritt der vergangenen Tage in den Knochen: zuerst die dramatischen Playoff-Spiele gegen die Füchse Berlin um den Einzug in die Champions League, dann die Strapazen des Wüstentrips nach Katar. Bei der Vereins-Weltmeisterschaft in Doha musste der HSV fünf Spiele in sechs Tagen absolvieren, kassierte als Zweiter immerhin 150 000 Euro. „Eigentlich wären wir jetzt urlaubsreif“, hatte Kapitän Pascal Hens danach zu Protokoll gegeben. Trainer Martin Schwalb hatte das Unheil offenbar kommen sehen: „Es dauert noch ein paar Monate, bis wir richtig eingespielt sind. Ich hoffe, wir lassen in dieser Phase nicht allzu viele Punkte liegen.“ Zwei ist er schon mal los.