Sandwich und Eintritt frei: Katar buhlt um Zuschauer
Doha (dpa) - Als die Handballer des HSV Hamburg im Finale der Vereins-Weltmeisterschaft gegen den FC Barcelona im Super Globe aufeinandertrafen, verloren sich nicht einmal 2000 Zuschauer in der Al-Gharafa-Halle in Doha - trotz freien Eintritts und kostenlosen Sandwiches.
Katar hat ein Problem.
Denn zuvor beim Sieg des HSV gegen Barcelona am 1. Juni im Finale der Champions League in Köln waren 20 000 Fans in der ausverkauften Lanxess-Arena aus dem Häuschen. War der Super Globe der Gradmesser für die Handball-WM im Januar 2015, müssen bei den Veranstaltern die Alarmglocken läuten. Denn das Emirat hat in seiner Bewerbung, die 2011 den Zuschlag im Wettstreit mit Frankreich erhielt, ein eindeutiges Versprechen gegenüber dem Weltverband IHF abgegeben: „Kein Sitzplatz wird während der Weltmeisterschaft leerbleiben.“
Die Herausforderung ist durch die eigenen Ansprüche immens. Weil das milliardenschwere Emirat die weltweite Nummer eins für Sportveranstaltungen bis hin zu Olympischen Spielen werden will, setzt sie auf Riesen-Arenen.
Für die erste Handball-WM in der Golfregion sind drei Multifunktionshallen, die später auch für andere Veranstaltungen genutzt werden, gerade im Bau und sollen im August 2014 fertiggestellt sein: Die Al-Sadd-Arena ist für 6000 Zuschauer geplant, in die Lekhwiya-Arena passen 10 000 Besucher und die Lusail-Arena hat ein Fassungsvermögen von 17 000 Fans. Daneben wird für die Zeit der WM ein Fußballstadion im Komplex der weltgrößten Sportakademie Aspire in eine Handball-Arena für 5000 Besucher umgebaut. Erstmals in der WM-Geschichte werden alle Spiele in nur einer Stadt ausgetragen.
Der erste Härtetest für die Lusail-Arena wird die nächste Ausgabe des Super Globe Ende August 2014. Dann soll die Halle ihre WM-Tauglichkeit beweisen. Zum Weltchampionat sollen viele Fans aus Europa angelockt werden. „Der Kartenvorverkauf für die Weltmeisterschaft beginnt im Januar 2014, aber wir werden schon früher in Europa Präsenz zeigen und für die Veranstaltung werben“, sagt Mohammed Jaber al Mulla. Der Generalsekretär des katarischen Handballverbands verspricht, dass gemeinsam mit Reiseanbietern spezielle Fan-Pakete für den europäischen Markt geschnürt werden, inklusive Flug, Hotel, Eintrittskarten und touristischen Angeboten für die spielfreien Tage.
Über den Preis wird derzeit spekuliert. Einstiegsangebote sollen deutlich unter 3000 Euro für das 18-tägige Turnier liegen. Die Fans dürften dann im Vergleich zu allen bisherigen WM-Turnieren Neuland betreten: „Angesichts von Januar-Temperaturen um 25 Grad können wir eine Mischung aus Spitzenhandball und Strandurlaub bieten“, sagt Jaber al Mulla.
Beim Weltverband hört man solche Botschaften gerne, aber man drängt dennoch auf eine schnellere Umsetzung: „Mit den inspizierten Hallen und dem generellen Stand der Vorbereitungen sind wir sehr zufrieden, aber in Sachen Zuschauerkonzept muss mehr von den Katarern kommen. Da sind wir bislang noch nicht zufrieden“, sagt IHF-Präsident Hassan Moustafa. Da werden wohl Sandwiches als Lockmittel nicht reichen.