HSV: Lizenzentzug, mögliche Klagewelle und Neubeginn
Hamburg (dpa) - Der Entzug der Lizenz ist für den zahlungsunfähigen Handball-Bundesligisten HSV Hamburg der nächste schwere Schlag. Bundesliga-Handball wird es spätestens nach dem 5. Juni für längere Zeit nicht mehr in Hamburg geben.
Und bis dahin?
Warum bedeutet der Entzug der Lizenz nicht das sofortige Aus des HSV in der Handball-Bundesliga?
Er wurde zwar die Spielberechtigung für die Laufende Saison entzogen. Doch der Liga-Verband HBL hat in seinen Statuten festgelegt, dass ein Verein die Saison beenden darf, um negative wirtschaftliche Folgen für die Konkurrenten durch ausfallende Spiele und Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
Wollen die Hamburger das überhaupt?
Das klärt Insolvenzverwalter Gideon Böhm in den nächsten Tagen. Er will mit verbliebenen Spielern und Mitarbeitern über die Zukunft sprechen. Ginge es weiter, müssten Sponsoren und eine preiswertere Spielstätte her. Danach wird er entscheiden, ob die Fortsetzung des Spielbetriebes sinnvoll ist.
Hat der HSV denn überhaupt eine Mannschaft, die die Saison beenden könnte?
Derzeit nicht. Einige Profis sind schon weg: Adrian Pfahl (Frisch Auf Göppingen), Jens Vortmann (SC DHfK Leipzig), Ilija Brozovic (THW Kiel), Johannes Bitter (TVB 1898 Stuttgart). Den dänischen Torjäger Hans Lindberg wollen die Füchse Berlin haben, Allan Damgaard will in seine dänische Heimat zu Bjerringbro-Silkeborg zurück, die Nationalspieler Casper Mortensen und Piotr Grabarczyk sind international begehrt. Wer bleibt, ist unklar. Alle sind freigestellt. Möglich wäre es, die gesamte U23-Mannschaft spielen zu lassen oder das Rest-Team mit einigen Nachwuchsakteuren aufzufüllen. Wahrscheinlich ist das aber nicht.
Bedeutet eine nicht konkurrenzfähige U23-Mannschaft in der Bundesliga nicht Wettbewerbsverzerrung?
In der Tat. Aber auch die Alternative, nämlich ein Rückzug und das Herausrechnen aller Hamburger Spiele wäre Wettbewerbsverzerrung. Die Teams DHfK Leipzig, SG Flensburg-Handewitt, SC Magdeburg, Rhein-Neckar Löwen und THW Kiel haben gegen den HSV gewonnen und würden auf ihre Punkte verzichten müssen. Die 14 Verlierer aber würden sich naturgemäß freuen. Außerdem: Die in der Rückrunde festgesetzten Heimspiele von sieben Vereinen gegen den HSV fallen aus, die Einnahmen gehen verloren.
Wo wird der HSV in der nächsten Saison spielen?
In der 3. Liga. Die U23 ist derzeit Tabellenführer in der Oberliga und peilt den Aufstieg an. Dahin würde der HSV ohnehin wegen des Lizenzvergehens zurückgestuft. Die Teilnahme an der 3. Liga ist folglich sicher.
Muss der HSV juristische Konsequenzen befürchten?
Ja. Vor allem Zweitligist GWD Minden, der wegen des Lizenzvergehens des HSV eigentlich nicht hätte absteigen dürfen, erwägt eine Klage. Laut „Hamburger Abendblatt“ beziffern die Ostwestfalen den Verlust durch den Abstieg auf mehr als eine halbe Million Euro. Die HBL prüft ein juristisches Vorgehen wegen der erst gegebenen und dann wieder ausgehebelten Sicherheitserklärung von Mäzen Andreas Rudolph, auf deren Grundlage die Lizenz erteilt worden war. Außerdem sind Klagen jener Vereine möglich, die nun ohne Heimspiel gegen den HSV und ohne Einnahmen bleiben.