IHF vertagt Entscheidung zur Gleichbehandlung
Sao Paulo (dpa) - Der Handball-Weltverband IHF schiebt die Probleme der europäischen Frauen-Clubs auf die lange Bank. In seiner Ratssitzung am Rande der WM in Brasilien wollte sich die IHF eigentlich mit der Gleichbehandlung der Frauen befassen.
Doch die Themen Versicherungsschutz und Abstellgebühren standen nicht auf der Tagesordnung - obwohl IHF-Schatzmeister Sandi Sola im Vorfeld angekündigt hatte, dass sich die IHF dieses Themas annehmen werde.
„Das ist eine ziemliche Frechheit und typisch IHF“, erklärte Kay-Sven Hähner, Manager des Bundesligisten HC Leipzig, der Nachrichtenagentur dpa. Die Situation sei sehr unbefriedigend, man werde die IHF jedoch weiter unter Druck setzen. „Wir werden nach der WM mit dem norwegischen Verband, der federführend bei diesem Thema ist, in Verbindung treten und weiter dafür kämpfen“, sagte Hähner. Bei Europameisterschaften gibt es Ausgleichszahlungen schon. „Die EHF geht mit diesem Thema auch viel professioneller um“, meinte Hähner.
Die Männer hatten sich nach jahrelangem Hickhack durchgesetzt, bei der diesjährigen WM in Schweden waren rund 790 000 Euro an Abstellgebühren gezahlt worden. Zudem wurde eine Gehaltsversicherung abgeschlossen für den Fall, dass ein Spieler durch Verletzung ausfällt. Im Vorfeld der WM in Brasilien hatte die IHF in einem Brief an die Vereine bekanntgegeben, dass die Zahlungen bei der Männer-WM 2011 ein Test gewesen seien, der noch ausgewertet werden müsse. Das System der Versicherungs- und Kompensationszahlungen beginne erst mit den Weltmeisterschaften 2013 - auch für die Frauen.
Der Deutsche Handballbund (DHB) unterstützt die Forderung der Frauen-Clubs. Zwar sollen die auszuschüttenden Beträge für die Frauen geringer sein, die Zahlungssysteme jedoch gleich. „Ich sehe das schon so, dass auch die Frauen das bekommen sollten. Es sollte analog zu den Männern durchgeführt werden“, hatte DHB-Präsident Ulrich Strombach im Vorfeld der WM gesagt. Er wollte auf der Ratssitzung sogar vorpreschen und mehr Geld für die Verbände von der IHF fordern.
Aus dem Vorhaben wurde nun offensichtlich nichts - obwohl Deutschland durch die Bewerbung für die Frauen-WM 2017 gute Karten zu haben schien. Immerhin hatte Weltverbandschef Hassan Moustafa nach dpa-Informationen nachdrücklich den Wunsch an die Deutschen herangetragen, die WM in sechs Jahren auszurichten.
Dem war der DHB nachgekommen und erhielt als einziger Bewerber den Zuschlag für die WM im Dezember 2017. Damit richtet der mitgliederstärkste nationale Verband in sechs Jahren zum dritten Mal nach 1965 und 1997 ein Frauen-Endrundenturnier aus.
Als Spielorte sind Berlin, Leipzig, Wetzlar, Flensburg, Stuttgart und Köln (Finalwochenende) geplant, dies kann sich aber noch ändern. „Unsere Vision ist vor allem, vor 18 000 Fans das Endspiel in Köln auszutragen. Wir stellen uns als Gastgeber unserer Verantwortung und wollen mit der Weltmeisterschaft den Frauen-Handball national und international voranbringen“, sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach, der den aus deutscher Sicht mit Platz 17 trostlosen WM-Verlauf mit Galgenhumor nahm: „Brasilien war die erfolgreichste WM aller Zeiten für den DHB, denn wir reisen erstmals mit zwei Trophäen nach Hause. Der für den Präsidenten-Cup und der als WM-Ausrichter 2017.“