Kaum Hoffnung für HSV-Handballer: Kein Geld für Rückrunde
Hamburg (dpa) - Für den HSV Hamburg gibt es nach dreizehneinhalb Jahren Erstklassigkeit kaum noch Hoffnung auf Bundesliga-Handball.
Das Insolvenzverfahren beim zahlungsunfähigen Verein ist am 15. Januar eröffnet worden, doch die Fortsetzung der Saison nach der Winterpause ist unwahrscheinlicher denn je. „Die finanziellen Mittel reichen nicht aus, um den Spielbetrieb aufrechterhalten zu können“, sagte Insolvenzverwalter Gideon Böhm. Wäre das Verfahren mangels Masse nicht eröffnet worden, hätte das die sofortige Einstellung des Spielbetriebs und den Zwangsabstieg des HSV nach sich gezogen.
Dem mit rund vier Millionen Euro verschuldeten Verein fehlen zwei Millionen Euro für den laufende Betrieb bis Saisonende. Trotz zahlreicher Gespräche mit Gläubigern und Förderern seien keine kurzfristigen Lösungen möglich. „Der Spielbetrieb ist nicht endgültig eingestellt, aber ich gehe davon aus, dass wird das in Kürze mitteilen müssen“, sagte Böhm.
Der Insolvenzverwalter hat den HSV-Profis in einem Gespräch freigestellt, zu anderen Vereinen zu wechseln. Eine drastische Reduzierung des Gehaltsetats würde dem HSV eine winzige Chance auf Fortsetzung der Saison lassen. Welche Spieler das übernehmen sollen, ist aber unklar. Drei Profis haben dem HSV bereits den Rücken gekehrt: Adrian Pfahl (Frisch Auf Göppingen), Ilija Brozovic (THW Kiel) und Torwart Jens Vortmann (SC DHfK Leipzig) sind weg. Interessenten gibt es auch für Torjäger Hans Lindberg, Torhüter Johannes Bitter oder den Dänen Caper Mortensen. „Böhm: „Das Transferfenster ist bis zum 15. Februar geöffnet.“
Allerdings kann die Handball-Bundesliga-Vereinigung HBL die zarten Hoffnungen auf Rettung zerstören. Es besteht der Verdacht, dass sich die Hanseaten die Bundesliga-Lizenz für diese Saison unrechtmäßig erschlichen haben. Grund ist die Verpflichtungerklärung von Mäzen und Ex-Präsident Andreas Rudolph über 2,5 Millionen Euro. Diese liegt der HBL als Sicherheit vor, nicht aber die Vereinbarung zwischen Rudolph und dem HSV, die die Garantieerklärung „wieder einschränkt“, wie Böhm es formulierte. „Ob die Zahlung von Rudolph zu Recht verweigert wird, müssen wir klären.“
Tritt der HSV, der als Tabellenvierter über stattliche 29:11 Punkte verfügt, nicht mehr zur Fortsetzung der Rückrunde an, steht er als Absteiger fest und alle Spiele der Norddeutschen werden aus der Saison herausgerechnet. Böhm sieht langfristig eine Chance für Erstliga-Handball in Hamburg. „Vielleicht ist es sinnvoller, den Spielbetrieb einzustellen und ein Konzept für die nächste Saison zu entwickeln.“ Das wäre dann aber nicht in der Bundesliga. Für ein Drei-Jahres-Konzept hat Böhm einen Bedarf von acht Millionen Euro errechnet. „Die Gelder wären einwerbbar gewesen“, beteuerte er.
Der Insolvenzverwalter hat sämtliche Geschäfte beim Tabellenvierten übernommen und ersetzt den bisherigen Geschäftsführer Christian Fitzek. Ob die Mannschaft am Montag zum Training erscheint, ist fraglich. Am Freitag sagte sie geschockt die erste Übungseinheit nach der Winterpause ab. Das erste Rückrundenspiel der Hamburger gegen die SG Flensburg-Handewitt ist für den 10. Februar in Flensburg vorgesehen. Die Flens-Arena ist seit Wochen ausverkauft. Kaum zu glauben, dass es dazu noch kommt.