Korschenbroichs großer Tag
Der Drittligist fordert im DHB-Pokal Erstligist Hannover raus.
Korschenbroich. 33 000 Einwohner leben in Korschenbroich. Es ist beschaulich hier am Niederrhein. Gut, Hape Kerkeling hat hier im Rhein-Kreis Neuss seine berühmt-fiktive Reporter-Figur Horst Schlämmer zur Welt kommen lassen.
Und es gibt den TV Korschenbroich, der heute Abend in der heimischen Waldsporthalle dafür sorgt, dass es mit der Ruhe in der Stadt für zwei, drei Stunden vorbei ist. Denn heute kehrt der TV Korschenbroich auf die große Handballbühne zurück. Im DHB-Pokal kommt die TSV Hannover-Burgdorf — ein inzwischen etablierter Bundesligist, der in der neuen Spielzeit um die Europapokalplätze mitspielen möchte.
Die Geschichte des TVK ist schnell erzählt: 2012 zog sich der Verein freiwillig aus der 2. Handball-Bundesliga zurück, die finanziellen Mittel ließen sich nicht mehr aufbringen. Seitdem ist die 3. Liga West Gegenwart. Nur den seit Jahren gewachsenen Strukturen war es zu verdanken, dass der Verein nicht in der Versenkung verschwand — und stattdessen neues Feuer entfachen konnte. „Bei uns engagieren sich viele kleine und mittelständische Unternehmen, so war es möglich, in der 3. Liga mit einer guten Mannschaft weiterzumachen“, sagt Kai Faltin, Manager und Sportlicher Leiter des Clubs. Auch das persönliche Engagement des Geschäftsführers Peter Irmen — ein Kölner Mediziner — hält die Dinge am Leben.
Nach dem Gang in die 3. Liga baute der TVK vor allem auf junge, hoffnungsvolle Talente aus der Region. Trainer Ronny Rogawska kam, als in Düsseldorf der höherklassige Handball starb. Der Däne, der bis 2012 als Spieler, Co-Trainer und Coach des Erst- und Zweitligisten HSG Düsseldorf tätig war, integrierte Talente wie Tom Wolf, Paul Keutmann (beide SG Ratingen) und Nicolai Zidorn (Handball Lemgo).
Vor dieser Saison kamen vom Nachbarn ART Düsseldorf, der in die Oberliga abgestiegen ist, die Nachwuchsspieler Henrik Schiffmann und Justin Müller. Bekannteste Akteure des Klubs sind der litauische Nationaltorhüter Almantas Savonis, Mathias Deppisch und Marcel Görden.
Aber es gibt auch Anlass zur Kritik. „Es ist schade, dass die Stadtspitze wenig Präsenz zeigt und die Erfolge der vergangenen Jahre wenig für sich nutzt, zumal viele der Einwohner bei uns aktiv oder passiv engagiert sind“, kritisiert Irmen. Dabei ist die Pokal-Tradition der Handballer ein Pfand: Es gab Überraschungen gegen die Erstligisten Melsungen oder Großwallstadt. Und 2007/08 war der THW Kiel in der 3. Runde um den DHB-Pokal Gegner. Damals zog der Club in die Krefelder Glockenspitzhalle um, freute sich über 3100 Zuschauer. Im Vergleich dazu wird es heute beschaulicher zugehen. 655 Fans passen in die Halle — und es gibt noch immer Karten. Aber vielleicht wird es ja dieses Mal erfolgreicher.