Löwen gewinnen Champions-League-Spiel in Montpellier

Montpellier (dpa) - Ganz wohl war Andy Schmid vor diesem Trip nicht. „Man reist nicht in ein Land, in dem ein Ausnahmezustand verhängt wurde“, sagte der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen.

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Nur einen Tag nach den schrecklichen Terroranschlägen von Paris und der Verhängung des Ausnahmezustandes in Frankreich musste der verlustpunktfreie Spitzenreiter der Handball-Bundesliga nach Frankreich. Entgegen der Erwartungen wurde das Champions-League-Spiel bei Montpellier HB nicht abgesagt.

Dafür liefen beide Mannschaften aus Solidarität und im Gedenken an die Opfer in den Farben der französischen Flagge ein. Sie trugen blaue, weiße und rote T-Shirts und demonstrierten Geschlossenheit im Kampf gegen den Terror. „Wir haben als Sportler ein positives Zeichen gesetzt“, sagte Mannheims Uwe Gensheimer nach dem überraschenden 30:28 (16:15)-Sieg.

Der deutsche Nationalmannschaftskapitän wechselt im Sommer nach Paris. „Natürlich war das ein Thema, man macht sich Gedanken für die Zukunft. Doch es gab auch schon Anschläge in anderen Städten“, meinte der Linksaußen, der wie Schmid fünf Treffer beisteuerte. Vereinskollege Kim Ekdahl du Rietz erzielte sieben Tore. Überragender Akteur bei den Löwen aber war Torwart Richard Stochl, der mit seinen Paraden der Sieggarant war.

Mit dem Sieg machten die Rhein-Neckar Löwen einen großen Schritt Richtung Achtelfinale gemacht. Die Nordbadener haben nun in der Vorrundengruppe B 9:5 Punkte.

„Aus Respekt vor den Opfern hätte ich es besser gefunden, an diesem Wochenende nicht zu spielen“, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen zuvor in der Online-Ausgabe der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“. Doch es war der ausdrückliche Wunsch der Franzosen, dass das Gruppenspiel stattfindet. „Zuerst haben wir eine Verlegung des Champions-League-Spiels in Betracht gezogen wegen des Ausmaßes des Dramas und der dadurch hervorgerufenen Gefühlswellen“, teilte der Montpellier HB mit, „aber das wäre auch ein Sieg gewesen für die Initiatoren dieser unbeschreiblichen Taten, die ein Klima von Furcht und Angst auslösen wollen.“

In Abstimmung mit Verantwortlichen der Lokal- und Landesbehörden sei deswegen entschieden worden, das Spiel auszutragen und so den Opfern eine angemessene Ehre zu erweisen. „Sport, und Montpellier Handball ist dafür ein perfektes Beispiel, ist das Zusammenkommen von Männern und Frauen von allen Kontinenten, aller Nationalitäten und Religionen, um zusammen ein Projekt zu verwirklichen“, schrieb der Club.