Loyaler Weinhold: „Kiel wird erst später ein Thema“
Flensburg (dpa) - Beim ausgelassenen Tanz in der „Hölle Nord“ war Steffen Weinhold mittendrin. Der Handball-Nationalspieler feierte das Hier und Jetzt - einen Gedanken an seinen künftigen und gerade gedemütigten Arbeitgeber THW Kiel hat er dabei nicht verschwendet.
Fünf Tore warf der 27 Jahre alte Linkshänder am Sonntag beim 34:30 (21:14)-Heimsieg seiner SG Flensburg-Handewitt im Duell der Erzrivalen. „Ich bin in Flensburg. Kiel wird erst später ein Thema werden“, beteuerte Weinhold nach der Partie in der mit 6300 Zuschauern ausverkauften Flens-Arena.
Die Flensburger lösten mit dem Erfolg den Rekordmeister als Spitzenreiter ab. Selbstverständlich sei das Schleswig-Holstein-Derby, von den Fans als „Mutter aller Handball-Duelle“ tituliert, auch für den gebürtigen Fürther etwas ganz Besonderes gewesen. Aber die Brisanz habe die Partie vor allem aus der Konstellation gezogen, dass der Tabellenzweite auf den Ersten getroffen sei und diesen von der Spitze abgelöst hätte, so Weinhold. Sein Wechsel habe keine Rolle gespielt. „Das habe ich völlig ausgeblendet.“
Der loyale Weinhold war mit einer äußerst unglücklichen Aktion in das 53. Bundesliga-Duell zwischen Flensburg und Kiel gestartet. Nach einem Foul an THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg bekam der 27-Jährige schon nach 43 Sekunden eine Zeitstrafe. Seine ersten beiden Treffer markierte er in der 13. Minute zum 7:6 und 8:6. Sie waren der Weckruf für die SG, die den THW in der Folgezeit mit ihrem Hochgeschwindigkeits-Handball vor allem in der ersten Halbzeit förmlich überrollte.
Der Linkshänder ging dahin, wo es wehtut, und lieferte einen deutlichen Beweis dafür, warum die Kieler ihn verpflichtet haben. In der zweiten Halbzeit ließ Weinhold, der über den HC Erlangen, die HSG Nordhorn und den TV Großwallstadt zur Saison 2012/13 in den hohen Norden gekommen war, etwas nach. Zwischen der 45. und der 55. Minute durfte Holger Glandorf im rechten Rückraum der Flensburger ran. In der Endphase stand der bislang 50-fache Nationalspieler (117 Tore) aber wieder auf der Platte.
Von der zuweilen heißblütigen Anhängerschaft in der „Hölle Nord“ erfährt Weinhold trotz seines bevorstehenden Wechsels zum Erzrivalen große Rückendeckung, für die er sich auch nach dem Derby-Sieg gegen Kiel artig bedankte: „Die Fans setzen immer wieder Energie in mir frei.“ In der Mannschaft ist der 27-Jährige ohnehin unumstritten. „Steffen ist immer motiviert und gibt immer Vollgas. Daran haben wir überhaupt keinen Zweifel“, sagte der Flensburger Torhüter Mattias Andersson, der gegen die „Zebras„ einmal mehr eine absolute Weltklasseleistung gezeigt hatte.
Bis zum 24. Mai kommenden Jahres wird sich Steffen Weinhold also voll auf „seine“ SG konzentrieren und dann ins 68 Kilometer Luftlinie entfernte Kiel wechseln. Am liebsten mit einem Titel im Gepäck. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn Flensburg ist sowohl in der Meisterschaft als auch im DHB-Pokal und der Champions League dick im Geschäft. „Wir wollen eine erfolgreiche Saison spielen und unsere Ziele erreichen, dafür gebe ich alles“, versprach Weinhold.