Nach Island-Sieg: Handballer jubeln und träumen

Jönköping (dpa) - Hüpfen, tanzen, jubeln und ein Bier am Abend: Der 27:24-Sieg gegen den Olympia-Zweiten Island hat zum Auftakt der Hauptrunde bei der WM im deutschen Handball-Lager ein Stimmungshoch ausgelöst.

Dank des psychologisch wichtigen Erfolges ist die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auf Kurs Olympia-Qualifikationsturnier. „Wir haben unseren Rhythmus gefunden. Alles fühlt sich sehr gut an“, sagte Mannschaftskapitän Pascal Hens am Sonntag im Team-Hotel in Jönköping.

„Wir können jetzt das Selbstbewusstsein in die nächsten Spiele mitnehmen, das wir gegen Island gesammelt haben“, meinte der Hamburger. Am Montag ist Ungarn der nächste Gegner. Zum Hauptrunden-Abschluss am Dienstag folgt die Partie gegen Norwegen.

„Die Freudentränen über den Sieg sind getrocknet. Das war ein Spiel. Wir freuen uns über die zwei Punkte und über die Erkenntnis, dass wir gut Handball spielen können und hoffentlich auch noch werden. Aber wenn wir jetzt gegen Ungarn verlieren, wäre der Sieg gegen Island gar nichts wert“, mahnte Spielmacher Michael Kraus.

Für ihn ist bei dieser WM „wieder alles drin“, auch wenn das Halbfinale durch die Vorrunden-Niederlagen gegen Spanien und Frankreich aus eigener Kraft nicht zu schaffen ist. „Etwas träumen darf man immer vom Halbfinale, wenn alle anderen Konstellationen so sind. Aber nichtsdestotrotz haben wir jetzt Olympia vor Augen“, sagte Kraus. Rang sieben ist dafür das Minimalziel. „Wenn wir das Spiel um Platz fünf erreichen, ist alles gut. Das ist unser Niveau“, urteilte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier.

Das Spiel gegen die zuvor bei der WM ungeschlagenen Isländer war symbolisch für das neue Wir-Gefühl im deutschen Team und den Spaß am Handball. „Da konnten sich alle zu Hause vor dem Fernseher ein Bild davon machen, dass eine Einheit auf der Platte steht. Darauf kann man stolz sein. Wenn man so eine Mannschaft über 60 Minuten niederringt, das ist absolut geiler Handball-Sport“, sagte Linksaußen Dominik Klein, der sich nach dem Sieg mit seinen Kollegen ein Bier gönnte. „Da gewinnt man an Lockerheit und kann auch mal etwas anderes genießen als nur das gesunde Essen im Hotel“, meinte er.

Auch Bundestrainer Heiner Brand war von dem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft angetan. „Wir haben gezeigt, dass wir eine Mannschaft aus der Weltspitze schlagen und das ganze Spiel dominieren können. Das zeigt ja, was in der Mannschaft drinsteckt. Das haben uns ja viele nicht zugetraut“, befand er, „das freut mich besonders für die Mannschaft, die arg in der Kritik stand.“ Er attestierte seinem Team eine Leistung auf höchstem Niveau. „Viel mehr können wir zur Zeit nicht drauflegen. Es war ein Spiel, das bis an die Grenzen gegangen ist“, konstatierte Brand.

Dennoch weiß er auch um eine besondere Schwäche seiner Auswahl: Leistungsschwankungen. Für Brand gibt es dafür nur ein probates Gegenmittel: „Die Konzentration auf das nächste Spiel muss genauso groß sein wie gegen Island, gerade mit der jetzigen Mannschaft, die noch nicht so gefestigt ist.“