Nach Königsklassen-K.o. wollen Flensburger Pokalsieg

Kielce (dpa) - Zwei Stunden lang fuhren die Handballer der SG Flensburg-Handewitt von Kielce nach Krakau durch die polnische Nacht. Im Hotel angekommen, ging es schnell ins Bett, denn schon am Samstag steht die nächste große Aufgabe bevor.

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Drei Tage nach dem enttäuschenden Aus in der Champions League ist die SG in Hamburg als Titelverteidiger im Halbfinale des DHB-Pokals gegen Bundesliga-Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen gefordert. Die Enttäuschung nach dem 28:29 im Viertelfinal-Rückspiel gegen den polnischen Meister war den Verantwortlichen auch nach der kurzen Nacht noch anzumerken.

Vor allem die letzte Szene hatte sie um den Schlaf gebracht. SG-Kreisläufer Kresimir Kozina war Sekunden vor dem Abpfiff gefoult worden, doch die französischen Referees verweigerten den Strafwurf. Bitter: Mit einem Remis wären die Norddeutschen und nicht die Polen ins Halbfinale der Königsklasse eingezogen.

„Wenn wir den Siebenmeter verworfen hätten, wäre das Aus in Ordnung gewesen, aber wir bekommen den Pfiff nicht“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke und forderte die Einführung des Videobeweises. „Ich bin es leid“, sagte der 58-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Die Trainer oder der EHF-Delegierte müssen in einer solchen Situation die Möglichkeit zum Einschreiten haben.“

Schmäschke will in seiner Funktion als Vizepräsident des Forums Club Handball (FCH), der Vertretung der europäischen Top-Vereine, tätig werden. Geschehe in absehbarer Zeit nichts, wäre das „eine große Gefahr für den Handball“.

Auch SG-Coach Ljubomir Vranjes war nach dem Abpfiff fix und fertig. „Wir haben gekämpft wie die Tiere. Meine Mannschaft hat ein überragendes Spiel gemacht“, sagte der Schwede am Sky-Mikrofon. Er wisse, dass die Entscheidung der Unparteiischen falsch gewesen sei: „Aber wir können nichts machen.“

Die erste Titelchance ist damit dahin. In der Meisterschaft liegt die SG sechs Spieltage vor Saisonende drei Punkte hinter Primus Rhein-Neckar Löwen zurück, sodass der DHB-Pokal die wohl einzig realistische Chance auf einen Titel bleibt. Gegen die Mannheimer bestreitet der Vorjahressieger am Samstag in Hamburg das erste Halbfinale, bevor sich der Bergische HC und der SC Magdeburg duellieren.

Befürchtungen, dass das bittere Scheitern von Kielce psychische Spuren hinterlassen hat, hegt Schmäschke nicht. „Die Mannschaft ist mental stark genug, um das wegzustecken“, sagte er. Allerdings musste der Manager auch zugeben: „So eine enttäuschte Stimmung in der Kabine habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt.“

Problematisch könnte eher der körperliche Zustand werden. Denn während die Löwen sich eine Woche lang auf das Semifinale vorbereiten konnten, fehlt den Norddeutschen diese Zeit. Von Polen aus ging es am Donnerstag direkt nach Hamburg, wo am Abend eine Regenerationseinheit auf dem Programm stand. Schmäschke: „Nur der Freitag bleibt uns dann noch zur Vorbereitung auf das Halbfinale. Aber wir werden kämpfen bis zum Umfallen. Einen Titel in dieser Saison wollen wir uns holen.“