Nationalspieler und Offizielle geschockt von HSV-Aus
Frankfurt/Main (dpa) - Die Lizenzverweigerung für den HSV Hamburg schlägt hohe Wellen. Die Reaktionen der Nationalspieler reichen von Mitgefühl bis Bedauern. An der Richtigkeit der HBL-Entscheidung gibt es aber keine Zweifel.
Die Schock-Nachricht von der verweigerten Lizenz für seinen Verein HSV Hamburg hatte Johannes Bitter die Sprache verschlagen. Kommentarlos verschwand der Torhüter der deutschen Handball-Nationalmannschaft nach dem Test-Länderspiel gegen Norwegen in der Kabine, wo es von seinen Kollegen große Anteilnahme gab.
„Das ist überhaupt nicht gut und tut extrem weh. Wir verlieren eine Großstadt mit einem hohen Zuschauerpotenzial. Für die Liga ist das eine kleine Katastrophe“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin.
Auch bei den Nationalspielern schlug das Thema hohe Wellen. „Das ist ein schwerer Treffer. Der HSV tut der Liga gut“, erklärte Holger Glandorf vom Champions-League-Gewinner SG Flensburg-Handewitt. „Aber es muss wirtschaftlich korrekt gearbeitet werden. Das gilt für alle.“ Glandorfs Gedanken waren jedoch mehr bei den HSV-Spielern. „Für sie und ihre Familien ist das eine Katastrophe und keine einfache Situation“, sagte der 31-Jährige.
Bitter lieferte dafür am Dienstagabend den Beweis. Der Routinier bekam beim 30:32 gegen die Norweger so gut wie keinen Ball zu fassen. „Bei Jogi hat die Negativnachricht einen kleinen Schock ausgelöst. Immerhin geht es um seinen Arbeitsplatz. Das kann man nicht in der Kabine lassen. Das hat ihn ein Stück weit belastet“, äußerte Bundestrainer Martin Heuberger Verständnis.
„Ich denke an die Spieler und drücke allen die Daumen, dass sie schnell einen neuen Verein finden“, sagte Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar Löwen und fügte hinzu: „Das ist unglaublich schlimm für die Liga. Der HSV gehört dahin.“ Der Kapitän der Nationalmannschaft, der sich in seiner langen Karriere viele Duelle mit dem HSV lieferte, verwies aber auch auf die einzuhaltenden Regeln. „Die Auflagen sind verschärft worden. Sie gelten für alle und daran muss man sich halten“, sagte der 35 Jahre alte Weltmeister von 2007.
Besonders betroffen wirkte HSV-Spieler Michael Kraus. „Vor zwei Jahren habe ich noch die Champions League mit dem HSV gewonnen. Es ist ein toller Verein, ich habe dort sehr gerne gespielt. Wenn ich an die ganzen Einzelschicksale denke, nicht nur der Spieler, auch der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle...“, erklärte Kraus traurig.
Dominik Klein vom deutschen Meister THW Kiel fühlt vor allem mit seinem Mentor und aktuellen HSV-Trainer Martin Schwalb. „Ich kenne ihn und seine Familie schon sehr lange. Das ist sehr schlimm“, bemerkte der Linksaußen.
Die Hoffnung auf ein Happy End ist gering, auch wenn die Hamburger nach der Entscheidung des Präsidiums der Handball-Bundesliga (HBL) noch vor das HBL-Schiedsgericht ziehen können. Sollte dieses zu keinem anderen Urteil kommen, bleibt nur der Gang in die Insolvenz. Am Mittwoch warteten sie zunächst auf die schriftliche Begründung der HBL für den Negativentscheid und wollen bis Ende der Woche über weitere Schritte beraten.
In den Abwärtsstrudel geraten waren die Norddeutschen, nachdem Präsident Andreas Rudolph seinen Rücktritt verkündet und den Geldhahn zugedreht hatte. Bis zu 2,7 Millionen Euro sollen dem Club seither fehlen. „Ich kann ihn verstehen. Irgendwann reicht es, immer wieder alleine Geld reinzustecken. Wenn sich in einer Stadt wie Hamburg kein anderer Sponsor findet, ist das schon sehr schade“, sagte Torwart Carsten Lichtlein vom VfL Gummersbach.