Neuanfang in der HBL: Uwe Schwenker neuer Präsident
Düsseldorf (dpa) - Gegenüber einem Gemälde mit dem Titel „Havarie“ hat die Handball-Bundesliga einen Neuanfang gestartet. Zwei Tage nach dem Ende des Lizenz-Hickhacks um den HSV Hamburg ist Uwe Schwenker am Donnerstag zum neuen Präsidenten des Ligaverbandes HBL gewählt worden.
Schwenker hat den 39 Vertretern der Erst- und Zweitliga-Clubs das Versprechen nach größerer Solidarität untereinander abgenommen. „Das Wichtigste ist, dass wir ein großes Miteinander haben müssen und dass wir die Gesamtinteressen über die Einzelinteressen stellen müssen. Die letzten Wochen haben dazu geführt, dass sich dieses Bewusstsein in die Köpfe aller festgesetzt hat“, sagte der 55 Jahre alte Kieler.
Mit insgesamt nur zwei Gegenstimmen sowie zwei Enthaltungen aus der 1. Bundesliga wurde der ehemalige Meister-Manager des THW Kiel im Düsseldorfer Hilton Hotel zum Nachfolger von Reiner Witte gewählt. Dieser hatte aus privaten und gesundheitlichen Gründen nicht wieder kandidiert.
Schwenker steht künftig einem achtköpfigen Führungsgremium vor, dem als Vizepräsidenten Gerd Hofele (Göppingen), Marc-Hendrik Schmedt (Magdeburg) und Christian Fitzek (Bad Schwartau) angehören sowie Klaus Ellwardt (Kiel), Benjamin Chatton (Hannover), Gerald Oberbeck (Hildesheim) und Karsten Günther (Leipzig) als Beisitzer angehören. Eine Gegenstimme in der offenen Abstimmung kam von Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke, der dennoch seine Zusammenarbeit signalisiert hat.
Zehn Monate nach dem Deutschen Handballbund (DHB) hat damit auch die Bundesliga eine neue Führung, die die sportlich und in ihrer Außenwirkung angeschlagene Sportart wiederbeleben soll. Eine Wirkung wie bei einem Befreiungsschlag wollte dennoch nicht so recht aufkommen. „Wir haben uns darauf eingeschworen, dass es keine Grüppchenbildung geben darf. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Eine Aufbruchstimmung ist es nicht. Nennen wir es einen Neuanfang, den wir machen“, sagte Kiels Manager Klaus Ellwardt.
Auf Uwe Schwenker wartet derweil eine große Zahl gewaltiger Aufgaben: Er soll die Clubs im Ligaverband einen, die zuletzt unterkühlte Kommunikation mit der Europäischen Handball-Föderation (EHF) wieder intensivieren und die Liga auf die Stärkung der zuletzt erfolglosen Nationalmannschaft einschwören.
„Wir müssen ein großes Interesse daran haben, die Lokomotive unserer Sportart wieder flott zu machen“, sagte Schwenker. Und weiter: „Ich habe seit 30 Jahren im Handball gewirkt, habe den Handball im Herzen, und es ist eine Herausforderung, dieses Top-Produkt 1. und 2. Bundesliga, worum uns alle europäischen Nationen beneiden, zu festigen, zu positionieren und für die Zukunft auf die Beine zu bringen.“
Doch allein die Malaise um die Lizenz für den HSV Hamburg und die Aufstockung der Liga auf 19 Mannschaften sorgte für Unmut. „Das ist kontrovers diskutiert worden“, berichtete Schwenker aus der Versammlung hinter verschlossenen Türen. Denn alle Clubs haben bereits Dauerkarten verkauft, die das zusätzliche Heimspiel nicht beinhalten. „Das ist eine Katastrophe“, erklärte Ellwardt stellvertretend. Er produziere Kosten in Höhe von 100 000 Euro, die er nur über den Kartenverkauf an der Abendkasse refinanzieren könne. Zudem müsse ein Termin gefunden werden, an dem die Halle verfügbar ist. „Das ist bei anderen auch so“, sagte Ellwardt.
Dennoch haben sich die 39 Profi-Handball-Clubs den Aufbruch in eine bessere Zukunft auf die Fahnen geschrieben. „Die Besetzung im Präsidium ist auf die Zukunft gerichtet“, urteilte DHB-Präsident Bernhard Bauer. Sein künftiges Präsidiumsmitglied Schwenker kann sich zumindest einer extrem großen Mehrheit der Vereine sicher sein. „Zumindest was das Wahlergebnis betraf, ist es eine breite und große Unterstützung“, sagte er.
Erst einmal aber will er sich nun mit seinen zahlreichen Aufgaben vertraut machen. Dazu gehört auch eine Übergabe von seinem Freund und Vorgänger Reiner Witte. „Das wird sehr unkompliziert. Wahrscheinlich werden wir eine Runde Golf spielen, die Frauen werden sich zurückziehen und Reiner und ich werden dann noch ein paar Arbeitsstunden haben“, sagte Schwenker.