Handball-WM Plötzliche Abwehrschwächen bei deutschem Aus gegen Norwegen

Hamburg · Als alle damit rechneten, dass die deutsche Mannschaft nun auch ins Endspiel der WM durchstartet, kam unvermittelt das Aus. Es gab viele Gründe für die 25:31-Niederlage gegen Norwegen. Bundestrainer Christian Prokop blickte aber schon wieder in die Zukunft.

Norwegens Sander Sagosen wirft aufs Tor neben Deutschlands Steffen Weinhold.

Foto: dpa/Soeren Stache

Zum ersten Mal in diesem Turnier ging es am Freitagabend für die Deutschen um alles oder nichts. Und gleich erwischte es den Gastgeber. Das 25:31 (12:14) gegen Norwegen beendete alle Träume vom Titel.

Der Gegner hatte einen extrem guten Tag erwischt, die Schiedsrichter verfolgten eine extrem harte Linie. Es war vielleicht der Knackpunkt. Nicht dass da reihenweise Fehlentscheidungen auf die DHB-Auswahl einprasselten. Aber nachdem in den vergangenen Partien ihr zupackendes (und nicht unfaires) Abwehrverhalten toleriert wurde, pfiffen die Referees nun viel ab, verteilten reichlich Zeitstrafen und rissen damit Lücken in den Verbund, die die Norweger schlau und kreativ ausnutzten. „Die Unparteiischen waren vorher Thema, weil wir mit der Auslegung dieses Gespanns gegen Island zu Beginn sichtbare Probleme hatten“, sagte Prokop. „Wir waren der Meinung, gut darauf vorbereitet zu sein. Aber wir haben zu oft zwei Minuten bekommen, dadurch Kompaktheit verloren, in Unterzahl nicht gut gespielt. Da müssen wir uns eingestehen, dass der Matchplan nicht aufgegangen ist.“

Sander Sagosen verteilte die Bälle, zog nach der Pause auch selbst zum Tor und nahm immer wieder seinen Kreisläufer Bjarte Myrhol mit. Gerade, als es Bundestrainer Christian Prokop in der zweiten Hälfte immer wieder mit einer 3:2:1-Abwehr probierte, kamen die Skandinavier oft frei zum Wurf. Hendrik Pekeler war früh durch die zweite Zeitstrafe gehandicapt, sein Defensivpartner Patrick Wiencek hatte nicht die mitreißenden Momente wie sonst. Die Torhüter Andreas Wolff und Silvio Heinevetter konnten so nie glänzen. Es wäre aber auch nicht das erste Mal gewesen, dass sie in solchen Szenen zu Unbezwingbaren aufsteigen. „Sie wurden oft allein gelassen“, nahm der Coach das Duo in Schutz.

Im ersten Durchgang war der später verletzte Magnus Rod schwer zu bremsen aus dem Rückraum. Dort hatten die Deutschen Ausfälle wie Steffen Fäth (Prokop: „Er wurde aggressiv verteidigt“) oder Kai Häfner. Fabian Wiede probierte alles, mit wechselndem Erfolg. Nur Fabian Böhm hielt mit seinen Einzelaktionen die Hoffnung am Leben. „Insgesamt fehlte der Mut, zum Tor zu ziehen“, sagte der Trainer.

Am Sonntag (14.30 Uhr) bietet sich gegen Frankreich in Herning noch die Chance auf Bronze. Noch in der Nacht zu Samstag reiste das Team im Bus nach Dänemark. Eine Medaille wäre ein schöner Ausklang. Was von dieser WM bleibt, steht aber auf einem anderen Blatt. Und da sieht Prokop richtige Ansätze: „Die Frage ist: Haben wir es geschafft, die Sportart populärer zu machen? Ich denke, da haben alle einen Riesenjob gemacht. Das Land hat ein paar Sympathieträger gewonnen. Das wollen wir diesmal nutzen und mit Nachhaltigkeit angehen.“ Gehen diese Pläne auf, wird die Pleite von der Elbe auf Sicht zu verschmerzen sein.