Rhein-Neckar Löwen und THW Kiel mit letzter Torejagd

Leipzig (dpa) - Ausverkaufte Hallen, Public Viewing, Ticket-Auktionen und zwei Meisterschalen: Das Finale der Handball-Bundesliga ist furios und prickelnd wie nie zuvor.

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Im Fernduell veranstalten die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen und THW Kiel ein Wettwerfen um den deutschen Meistertitel. Beim VfL Gummersbach müssen die Mannheimer an diesem Samstag von 16.00 Uhr an ihren Mini-Vorsprung von sieben Toren auf den THW Kiel verteidigen. Doch einfach nur zu gewinnen, reicht nicht: Denn zeitgleich geht Titelverteidiger Kiel in eigener Halle gegen die Füchse Berlin auf Torejagd. „Wir werden bis zur letzten Sekunde für die Meisterschaft kämpfen“, versprach Kiels Rückraum-Ass Filip Jicha.

Die Gummersbacher Schwalbe-Arena mit ihren 4132 Plätzen ist seit Wochen ausverkauft. 60 Journalisten inklusive acht Fernsehteams wollen über den ersten Meistertitel für die Rhein-Neckar Löwen berichten. Stehplatzkarten werden beim Online-Auktionshaus ebay für bis zu 100 Euro pro Stück angeboten. Auf dem Kieler Rathausmarkt gibt es zum Saison-Showdown Public Viewing und anschließend eine große Fan-Party.

In Gummersbach wird die originale Meisterschale aufgebaut. Der Ligaverband HBL hat den Silberteller aus Kiel bereits abgeholt. HBL-Präsident Reiner Witte und Geschäftsführer Frank Bohmann stehen für die Übergabe der Trophäe parat. Bei einer Titelverteidigung des THW Kiel wird Co-Geschäftsführer Holger Kaiser ein Duplikat der Schale an den deutschen Rekordmeister überreichen.

An den vorangegangenen Spieltagen haben sich die Löwen und Kiel mit Kantersiegen am laufenden Band wie in einen Rausch gespielt. Erst markierte Kiel mit einem 46:24 beim TBV Lemgo einen Bestwert, dann übertrafen die Mannheimer mit dem 42:19 gegen den ThSV Eisenach den Bundesliga-Rekord für den Auswärtssieg mit der größten Tordifferenz. Es folgten ein 41:28 der Löwen gegen MT Melsungen, Kiel hielt mit einem 35:21 beim TuS N-Lübbecke dagegen. „Es zählt jedes Tor“, bekräftigte der scheidende Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson.

Die Gummersbacher, die sich akribisch auf die erste Meisterfeier seit dem letzten eigenen Titelgewinn 1991 vorbereiten, wollen sich nicht in gleicher Weise demontieren lassen. „Im Sport geht es immer ums gewinnen. Das hat nichts mit Schützenhilfe zu tun. Aber wir werden uns auch nicht am Samstag abschlachten lassen, nur um hinterher eine Meisterfeier in der eigenen Arena zu haben“, sagte Geschäftsführer Frank Flatten auch mit Blick auf den THW Kiel. Dieser hatte im Vorjahr als bereits feststehender Meister am letzten Spieltag beim TV Großwallstadt gewonnen und Gummersbach so vor dem Abstieg bewahrt.

Die Kieler ihrerseits haben zwar ein Heimspiel vor wie immer ausverkauftem Haus. Gegner sind die Füchse Berlin. Der DHB-Pokalsieger hat an der Ostsee noch nie gewonnen, aber seit 2007 auch nicht mit mehr als neun Toren Unterschied verloren. „Wir werden versuchen, das bestmögliche Ergebnis im Sinne der Sportlichkeit zu erzielen. Jeder, der laufen kann, wird spielen“, kündigte Füchse-Manager Bob Hanning an.

So wundert es nicht, dass Kiels Trainer Alfred Gislason die Löwen zum Titelanwärter Nummer 1 stempelt. „Der Vorsprung der Löwen von sieben Toren ist groß, und die Mannheimer sind auch deshalb im Vorteil, weil es für Gummersbach im letzten Spiel um nichts mehr geht“, erklärte der Isländer. Aber vielleicht kommt alles auch ganz anders. Sollten die Rhein-Neckar Löwen und der THW Kiel nach dem 34. Spieltag punkt- und torgleich sein, geht es in die Verlängerung. Dann fällt die Entscheidung erstmals in zwei Finalspielen.