So kommen die deutschen Handballer zu Olympia
Nis (dpa) - Die deutschen Handballer wollen zu Olympia - doch kaum einer von ihnen weiß, wie sie dorthin kommen. Der Qualifikationsmodus für London 2012 ist verzwickt.
Selbst Bundestrainer Martin Heuberger ist der Vorgang noch nicht geläufig. „Ich weiß, was wir erreichen müssen bei der EM. Wenn es so kommt, werde ich mich mit allem weiteren beschäftigen.“
Wie ist die Ausgangslage?
In London spielen zwölf Mannschaften um den Olympiasieg. Bereits qualifiziert sind Gastgeber Großbritannien, Weltmeister Frankreich, Asienmeister Südkorea und Panamerikameister Argentinien. Weitere direkte Startplätze erhalten der Europameister von Serbien sowie der Sieger der bis 21. Januar laufenden Afrikameisterschaft in Rabat (Marokko).
Wer komplettiert das Starterfeld in London?
Die weiteren sechs Plätze werden bei drei Ausscheidungsturnieren mit je vier Mannschaften vom 6. bis 8. April ausgespielt. Die jeweils ersten beiden Teams qualifizieren sich für Olympia.
Wer nimmt an diesen Turnieren teil?
Dänemark, Spanien, Schweden, Island, Kroatien und Ungarn als Teams auf den Rängen zwei bis sieben bei der WM 2011 in Schweden. Die drei Erstgenannten sind Gastgeber. Je zwei weitere Turnier-Teilnehmer stellen Europa und Panamerika als die zwei besten Kontinente der WM. Je einen Vertreter schicken Afrika und Asien noch in die Ausscheidung. Fix sind Brasilien und Chile (Zweiter und Dritter in Panamerika) sowie Japan (Zweiter in Asien).
Und wie kommen die deutschen Handballer nun zu Olympia?
Am einfachsten wie 2004 als Europameister oder als EM-Zweiter, wenn Frankreich wieder den Titel holt. Anderenfalls - und das ist wahrscheinlicher - muss das Team um Kapitän Pascal Hens einen der zwei erwähnten Plätze für ein Ausscheidungsturnier ergattern. Neben Deutschland haben dieses EM-Ziel acht Mannschaften: Polen, Serbien, Slowakei, Tschechien, Mazedonien, Russland, Norwegen und Slowenien.
Welche Platzierung muss das DHB-Team denn nun schaffen?
Im günstigsten Fall reicht Rang zehn, im schlimmsten nur der dritte Platz. Dies liegt an dem verzwickten System, das der Weltverband IHF im Streben nach Gleichbehandlung aller Kontinente erdacht hat. Die einfache Variante: Die ersten sieben Mannschaften der WM kommen vor der deutschen Auswahl ein sowie maximal eins der anderen acht nicht für Olympia oder ein Ausscheidungsturnier qualifizierten Teams. Damit wäre der neunte EM-Rang ausreichend. Jedoch: Wird Frankreich Europameister und qualifizieren sich Dänemark, Spanien oder Schweden als EM-Zweiter direkt für Olympia, rückt Polen als WM-Achter in ein Ausscheidungsturnier nach. Sollte Polen dann bei der EM vor Deutschland sein, würde der zehnte Platz reichen. Schlecht aus deutscher Sicht läuft es, wenn die vier EM-Halbfinalisten nicht für Olympia oder eins der drei Turniere qualifiziert sind. Dann sind nur die Plätze direkt hinter dem Europameister ausreichend.
Wie setzen sich die Ausscheidungsturniere zusammen?
Kapitän Hens weiß Bescheid. „Ich habe mich schlau gemacht. Dabei habe ich festgestellt, dass das dritte Turnier schon voll ist.“ Gemeint ist das Turnier mit Gastgeber Schweden und dem WM-Sechsten Kroatien. Dazu kommen Chile und Japan. In Turnier eins spielen Dänemark und Ungarn, der beste bisher noch nicht qualifizierte Europäer sowie der offene Afrikavertreter. Turnier zwei ist besetzt mit Spanien, Island sowie Brasilien und wird aufgefüllt mit dem zweitbesten noch nicht qualifizierten Europäer. Für die erwähnte Variante mit Polen als Nachrücker ändern sich die Besetzungen wie folgt: Kroatien wird Gastgeber für Turnier drei und bekommt Island aus Turnier zwei dazu. Ungarn wechselt in Turnier zwei und macht dafür Platz in Turnier eins für Polen.