Spannung in Kiel: Nielsen kontra Schwenker
Kiel (dpa) - Eine Woche nach Auftakt des Handballprozesses um angebliche Schiedsrichterbestechung kommt es vor dem Landgericht Kiel zum ersten großen Showdown. Der dänische Gesellschafter der Rhein Neckar-Löwen, Jesper Nielsen, tritt in den Zeugenstand.
Er gilt im Strafverfahren gegen den Ex-Manager Uwe Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic als Hauptbelastungszeuge. Nielsen soll im Februar 2009 dafür gesorgt haben, dass Serdarusic nach Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe seinen hoch dotierten Trainervertrag bei den Rhein Neckar-Löwen auflöste.
Nielsen, der gleichzeitig Besitzer des dänischen Meisters AG Kopenhagen ist, hat Schwenker und Serdarusic nach Veröffentlichung des Skandals im März 2009 schwer belastet: Beide hätten ihm berichtet, der THW Kiel habe das Champions-League-Finalrückspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt gekauft. Beide Angeklagten und auch die polnischen Schiedsrichter bestreiten dies allerdings.
Im Wesentlichen geht es um zwei Treffen zwischen Nielsen und den Angeklagten, von denen der dänische Multimillionär berichtet hat. Am 1. Februar 2009, am Rande der WM in Zagreb, soll ihm der damalige THW-Manager Schwenker die Manipulation bestätigt haben, so Nielsen bei seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft. Schwenker habe jedoch berichtet, die Bestechung sei auf den Coach zurückgegangen, er selbst habe lediglich das Geld angewiesen. Schwenker bestreitet diese Darstellung.
Das Gericht hat Nielsen auch für den Freitag geladen, weil der dänische Mäzen Zeuge eines Gesprächs mit Serdarusic war. An dem Treffen am 11. Februar 2009 waren auch Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm und ein Notar anwesend. In diesem Rahmen sollen die Eheleute Serdarusic die Vorwürfe bestätigt und eine allerdings undatierte und nicht unterschriebene Selbstanzeige des Geschäftsmanns Nenad Volarevic präsentiert haben. Der Kroate, der 92 000 Euro vom THW erhielt, wird von der Staatsanwaltschaft als Mittelsmann der möglichen Schiedsrichterbestechung verdächtigt.
Schwenkers Anwälte betrachten sämtliche Anschuldigungen als Verschwörung seitens der Rhein Neckar-Löwen. Sie werfen Nielsen und Storm im Prinzip erpresserische Absichten vor: Sie hätten die Vorwürfe nur erfunden, um die Spieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik preiswert nach Mannheim zu holen. Der THW Kiel verlangte eine Ablöse in Höhe von 3,5 Millionen Euro für die beiden Profis.
Nielsen ist damit einer der wichtigsten Zeugen in diesem Prozess. Sollte es der Verteidigung vor der 5. Strafkammer des Landgerichts Kiel gelingen, die Glaubwürdigkeit des Dänen zu erschüttern, kann sie einen wichtigen Teilerfolg verbuchen.