Coach Gislason „sehr stolz“ THW Kiel rückt Verhältnisse zurecht

Berlin (dpa) - Der Sturm an die Bundesliga-Tabellenspitze zauberte Alfred Gislason ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

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„Ich bin wirklich sehr stolz auf die Mannschaft“, sagte der Trainer des THW Kiel nach dem souveränen 26:18-Sieg des Handball-Rekordmeisters beim Emporkömmling Füchse Berlin. Mit der Gala zeigten die Kieler dem Hauptstadt-Club die Grenzen auf und rückten die Verhältnisse vorerst wieder zurecht.

Der gestürzte Tabellenführer aus Berlin hatte sich vor dem Gipfeltreffen noch so gute Chancen wie lange nicht gegen den dreifachen Champions-League-Sieger ausgerechnet. Nach der beeindruckenden Demonstration Kieler Dominanz räumte Füchse-Manager Bob Hanning aber kleinlaut ein: „Wir haben nicht so performt, wie wir uns das vorgestellt haben. Kiel hat auf allen Positionen das direkte Duell gewonnen.“

Die Norddeutschen waren selbst ein wenig überrascht, dass sie den zuvor sechs Mal siegreichen Berlinern vor 8754 Zuschauern in deren eigener Halle nicht den Hauch einer Chance ließen. Das Gislason-Team befindet sich im Umbruch und musste noch die unglückliche 25:26-Niederlage beim FC Barcelona vier Tage zuvor in der Königsklasse verarbeiten. Um so größer war die Freude. „Das war perfekt, ein weiterer großer Schritt, jetzt möchten wir auch gern da oben bleiben“, sagte der überragende THW-Keeper Niklas Landin.

Die Kieler stehen jetzt wieder da, wo sie von ihrem Selbstverständnis nach hingehören: Auf Platz eins. Der Erfolg bei den bislang so stark auftrumpfenden Berlinern gibt ihnen weiteres Selbstvertrauen für kommende Aufgaben und die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein.

Schon am Sonntag tritt der THW in der Champions League bei Bjerringbro-Silkeborg aus Dänemark an. Und nur drei Tage später steht das Liga-Auswärtsspiel beim Bergischen HC auf dem Programm. „Wir sind froh, dass wir mit unserer jungen Mannschaft schon so weit sind“, meinte Geschäftsführer Thorsten Storm und fügte hinzu: „Wir können aber noch besser spielen. Das wird kommen.“ Für die Konkurrenz muss sich das wie eine Drohung anhören.

Die Berliner wollten trotz aller Ernüchterung nach der ersten Saisonniederlage die Enttäuschung in Grenzen halten. „Solche Tage gibt es“, sagte Kreisläufer Krezimir Kosina achselzuckend, und Hanning forderte: „Wir müssen uns jetzt schütteln und vernünftig auf das nächste Spiel vorbereiten.“ Am Sonntag gastieren die Füchse in der Qualifikation zum EHF-Pokal bei Chambéry Savoie. In Frankreich wollen sich die Berliner in eine gute Ausgangslage für das Rückspiel am 16. Oktober bringen.

Hanning blieb trotz des 18:26 erstaunlich entspannt und meinte: „Wir sind von Kiel nicht mehr so weit weg wie früher.“ Die Niederlage habe sogar etwas Gutes gehabt: „Wir wissen jetzt, was uns noch fehlt und was wir tun müssen, um uns zu verbessern.“