Torhüterin Woltering neue Leaderin im Nationaltrikot

Astrachan (dpa) - Im Hinspiel war sie kaum zu überwinden, am Sonntag will die neue Spielführerin der deutschen Handball-Frauen wieder jubeln: Mit einem Sieg gegen Russland in Astrachan wäre für Clara Woltering und ihre Teamkolleginnen die Teilnahme an der EM 2014 so gut wie gesichert.

„Ich will nicht spekulieren, aber wenn wir wieder so selbstbewusst auftreten wie im Hinspiel, haben wir auch auswärts eine gute Chance“, meint die 30-jährige Nationaltorhüterin.

Zum Auftakt der Qualifikation hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Mittwoch in Trier unerwartet deutlich mit 32:27 (18:11) gegen den vierfachen Weltmeister gewonnen.

Das neue Selbstvertrauen trotz fünf verletzungsbedingten Ausfällen holte sich das DHB-Team auch dank der 17 Paraden ihrer Nummer eins, die sich nicht einmal durch eine Hüftprellung nach einem Zusammenstoß mit einer russischen Angreiferin aus der Ruhe bringen ließ. Ihre eigene Leistung will die Münsterländerin aber nicht herausstellen: „Wir haben als Mannschaft überzeugt, zudem hat mich die Abwehr sehr unterstützt.“

Clara Woltering ist die neue Frontfrau im deutschen Handball. Seit ihrem Wechsel von Bayer Leverkusen zu Buducnost Podgorica 2011 tritt die Agrartechnologin viel selbstbewusster auf, übernimmt deutlich mehr Führungsaufgaben in der Mannschaft. „Sie ist in Montenegro gereift“, urteilt Bundestrainer Heine Jensen.

Ihren größten Erfolg feierte die WM-Dritte von 2007 auch mit Podgorica, als sie 2012 die Champions League gewann. Die Wertschätzung für die erste deutsche Handballerin im Balkanland ist so groß, dass Woltering seit vergangener Saison auch Spielführerin von Buducnost ist. Und Handball hat im Land des Europameisters einen ganz anderen Stellenwert als hierzulande. „Man wird überall erkannt, die Menschen interessieren sich für dich“, sagt Woltering.

Nun ist sie auch Spielführerin der deutschen Nationalmannschaft. Sie rückte in diese Rolle, nachdem die etatmäßige Chefin Isabell Klein und deren Stellvertreterin Katja Schülke wegen Schwangerschaften pausieren. Zugleich ist Clara Woltering auch unumstrittene Nummer eins zwischen den Pfosten, nachdem sie sich diese Position bei den vorherigen Turnieren mit der Leipzigerin Schülke geteilt hatte.

Gelingt ihr am Sonntag eine ähnliche Leistung wie im Hinspiel gegen Russland, steht die Tür zur EM 2014 für die deutschen Handballerinnen weit offen. Einziger weiterer Gegner in der Dreier-Gruppe ist im Juni 2014 Mazedonien, und die beiden bestplatzierten Teams qualifizieren sich für das Turnier. Doch Woltering warnt vor Euphorie: „Russland ist unberechenbar, da weißt du nie. Aber wenn wir uns auf uns konzentrieren, kann es klappen.“