Bundestrainer geht Trotz WM-Pleite: Biegler hinterlässt Spuren bei DHB-Frauen

Leipzig (dpa) - Das jähe Ende seiner Projektreise mit den deutschen Handball-Frauen macht Michael Biegler sichtlich zu schaffen. Auch am Tag nach dem WM-K.o. im Achtelfinale gegen Dänemark wirkt der 56-Jährige ernüchtert.

Seinen - seit langem feststehenden - Abschied hatte Biegler sich ganz anders vorgestellt. „Dass wir sportlich so weit hinterherhinken, ist eine große Enttäuschung“, sagte er. Biegler gibt das Amt an den Niederländer Henk Groener ab und übernimmt am 1. Januar den Männer-Bundesligisten SC DHfK Leipzig.

Trotz der WM-Pleite hinterlässt er Spuren. Auf seiner ersten Trainerstation im Frauenbereich gab er wichtige Impulse und schob Veränderungen an, die Langzeitwirkung haben sollen. „Ich kann nur hoffen, dass alle Beteiligten versuchen werden, das weiterzuentwickeln. Viele Dinge konnten wir nur anschieben“, sagte Biegler.

Die Spielerinnen werden dem harten Hund nachtrauern, der in seiner manchmal etwas schroff wirkenden Art so gar nicht zu den Ladies zu passen schien. „Er ist ein fantastischer Trainer, einer der besten, mit dem ich zusammenarbeiten durfte. Und er ist ein noch tollerer Mensch, hat alles für uns getan und uns in jeder Hinsicht geschützt“, sagte Kapitänin Anna Loerper nach dem 17:21 gegen Dänemark. „Für den Frauen-Handball war er Gold wert. Wir haben ihm sehr, sehr viel zu verdanken.“

Auch DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld, der Biegler Anfang 2016 für den Job begeistert hatte, schwärmte in höchsten Tönen von seinem Wegbegleiter. „Mir war klar, dass wir jemanden brauchen, der fachlich wie auch menschlich auf ganz, ganz hohem Niveau ist. Er ist einer der besten Trainer der Welt. Wie er mit der Mannschaft umgegangen ist, diese Wertschätzung, die er ihr gezeigt hat, ist genial. Das habe ich in dieser Qualität noch nie erlebt“, sagte Sommerfeld. „Die Erwartungen und Hoffnungen, die ich hatte, sind übererfüllt worden.“

Nur der Ertrag stimmte am Ende nicht, was Biegler selbst wohl am meisten ärgerte. 20 Monate lang hatte er alle Energie in das WM-Projekt gelenkt - am Ende stand er mit der Mannschaft trotzdem mit leeren Händen da. „Wir waren uns im Vorfeld eigentlich sicher, dass wir ein besseres Ergebnis erreichen, als wir jetzt produziert haben“, stellte er ernüchtert fest.

Dennoch war die Anstrengung seiner Ansicht nach nicht umsonst. „Ich lasse nichts auf die Arbeit kommen, auch wenn sie sich nicht im Resultat niedergeschlagen hat. Wir haben auf anderen Feldern mehr bewegt.“

Nun werden sich die Wege trennen. Vergessen wird Biegler seine Ladies aber nicht. „Ich möchte diese tolle Erfahrung überhaupt nicht missen und bin froh, dass ich sie machen durfte. Diese Zeit wird immer ein fester Bestandteil in meinem Handball-Leben bleiben“, hatte er schon vor der WM gesagt und äußerte zum Abschied den Wunsch: „Ich hoffe, dass nach der Traurigkeit und ein paar Tagen, an denen alle ein bisschen down sind, alle wieder aus dem Keller gekrabbelt kommen und sich neu formieren.“