Handball Verletzter Duvnjak führt den THW Kiel zu Energie-Leistung

Nach 29:23 über Flensburg sind die "Zebras" Pokalsieger. Der Kroate spielte trotz erheblicher Knie-Schmerzen.

Die Kieler Mannschaft feiert den Gewinn des DHB-Pokals den der Kapitän Kiels, Domagoj Duvnjak, hochreißt.

Foto: Axel Heimken

Hamburg. Mit einer kaum für möglich gehaltenen Energie-Leistung sowie Domagoj Duvnjak und dem überragenden Torhüter Niklas Landin hat der THW Kiel zum zehnten Mal den Pokal des Deutschen Handball-Bundes gewonnen. Das Team von Trainer Alfred Gislason besiegte im Endspiel des Final-Turniers in Hamburg die SG Flensburg-Handewitt mit 29:23 (13:12) und trotzte damit den Problemen der Saison. "Dieser Titel ist für meine junge Mannschaft ein echter Meilenstein", sagte Gislason. Dessen Spieler feierten den Pokal-Sieg dann auch ausgelassen wie kleine Kinder. Denn nicht nur wegen des Umbruchs im Kader kam der Erfolg eher unerwartet.

Der THW Kiel wird in dieser Spielzeit zudem immer wieder von Verletzungen gebeutelt. In den nächsten Wochen nun muss Gislason auch noch auf seinen Kapitän Domagoj Duvnjak verzichten. Der 28-Jährige kommt um eine Knie-Operation nicht mehr herum. Seit Wochen schon plagen Duvnjak Schmerzen an der Patellasehne, doch um dem jungen Team Halt zu geben, biss der Kroate in Hamburg erneut auf die Zähne. "In Absprache mit den Ärzten habe ich entschieden, dass ich nochmal auflaufe", sagte Duvnjak, dessen Wert Trainer Gislason unterstrich. "Er ist extrem wichtig für uns. Er kann viele Positionen spielen und ist eine echte Führungsfigur."

Qualitäten, die Duvnjak im Endspiel nicht nur mit sieben Treffern unter Beweis stellte. In einem hitzigen sowie intensiv geführten Derby ordnete er seine Reihen auch immer wieder, variierte das Tempo und peitschte selbst die Fans in der eh schon prickelnden Atmosphäre permanent an. Mit und für Duvnjak gingen alle Kieler bis an ihre körperlichen Grenzen. "Wenn man in einem Finale steht, ist es völlig egal, wie sich der Körper fühlt", sagte Patrick Wienczek und Ruhne Dahmke ergänzte: "Was weh tut, wird vom Adrenalin verdrängt." Unter dieser Prämisse schrieb das Final-Turnier bei seiner 25. Austragung ein weiteres außergewöhnliches Kapitel.

Das Final-Turnier um den DHB-Pokal ist die zweitgrößte Handball-Veranstaltung der Welt Seit 1993 wird der deutsche Handball-Pokalsieger in einem Final-Turnier an einem Wochenende ermittelt. Die erste Auflage fand damals in Frankfurt am Main statt, doch schon ein Jahr später ging es nach Hamburg und seit 2003 ist dort die moderne Arena direkt gegenüber des Volksparkstadions der Austragungsort. Hinter dem Final-Turnier der EHF-Champions-League in Köln ist das Final-Four des DHB inzwischen zur zweitgrößten Handball-Veranstaltung der Welt aufgestiegen. "Wir schreiben eine echte Erfolgsgeschichte", sagte Bundesliga-Präsident Uwe Schwenker.

Erneut war die Halle an beiden Tagen mit jeweils 13 200 Zuschauern restlos ausverkauft, 48 Länder übertrugen die drei Partien live im Fernsehen, selbst mit König Fußball kann die Beliebtheit des Events inzwischen konkurrieren. Am Samstag spielte zeitgleich nur wenige hundert Meter entfernt der Hamburger SV und als eine Schulklasse einen der Shuttle-Busse zur Arena bestieg, fragte ein HSV-Fan: "Na, wollt ihr auch zum Fußball?" Die Antwort eines Jungen kam wie aus der Pistole geschossen: "Nee, Fußball ist langweilig. Wir wollen zum Handball."

Niclas Ekberg und Kevin Moeller avancierten zu den Halbfinal-Helden Sie wurden nicht enttäuscht. Schon die beiden Halbfinal-Begegnungen der hochkarätig besetzten Jubiläums-Auflage boten tollen Sport. Zunächst musste Rekord-Pokalsieger THW Kiel in einem mit 38 Treffern in 30 Minuten (19:19) besonders vor der Pause spektakulären Duell großen Widerstand brechen, um den Tabellen-Sechsten SC DHfK Leipzig niederzuringen. Erst als der Mannschaft des neuen Bundestrainers Christian Prokop zum Schluss hin die Kraft ausging, konnten die "Zebras" ihren ersten Endspiel-Einzug seit 2013 perfekt machen. Herausragender Kieler beim am Ende 35:32 war der Schwede Niclas Ekberg mit zwölf Treffern.

Zweiter Halbfinal-Held wurde Kevin Moeller. Der Ersatz-Torwart von Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt kam zur zweiten Halbzeit auf die Platte und brachte den Tabellen-Dritten Rhein-Neckar-Löwen mit einer Parade nach der anderen zur Verzweiflung. War es bis zur 40. Minute (22:20) das erwartete Duell auf Augenhöhe, zogen die "Bierstädter" dank des Dänen Moeller Tor um Tor davon und siegten schließlich mit 33:23. Die Mannheimer verloren damit zum vierten Mal in Folge das Halbfinale gegen Flensburg und verpassten auch bei ihrer zehnten Turnier-Teilnahme das Finale. Der Show-Down gehörte dem Norden.