Wacklige Führung - DHB-Frauen beschwören Teamgeist

Balingen (dpa) - Bloß kein Lager-Koller: Nach dem Kraftakt in Teil eins der WM-Qualifikation und einer Woche Trainingscamp hat Handball-Bundestrainer Heine Jensen seinen Spielerinnen erstmal einen Kurzurlaub verordnet.

Der Schlusspfiff am Sonntagabend in Balingen nach dem hart erkämpften 26:24-Erfolg im Playoff-Hinspiel gegen Ungarn war der Auftakt für gut 24 Stunden Auszeit vom Sport. „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass alle vor der großen Aufgabe die Möglichkeit haben, Freunde und Familie zu treffen und so den Kopf frei zu bekommen“, sagte der Däne mit Blick auf das Rückspiel am Samstag in Györ.

Froh und erleichtert, aber auch ausgelaugt von einem harten Duell mit dem Olympia-Vierten rätselten die deutschen Spielerinnen über den Wert der 2:0-Führung bei Playoff-Halbzeit. „Wir gehen mit einem Zwei-Tore-Polster ins Rückspiel. Aber eigentlich geht es wieder bei Null los“, sagte Anja Althaus. Die Kreisläuferin musste nach drei Zeitstrafen und Rot in den letzten 18 Minuten von der Tribüne aus mit ansehen, wie ihre Mitspielerinnen den Drei-Tore-Vorsprung vom 20:17 (46.) fast wieder verspielten und am Ende aber den verdienten Sieg ins Ziel retteten.

Nadja Nadgornaja und Sabrina Richter mit je fünf Treffern sowie Torhüterin Sabine Englert hatten vor 1490 Zuschauern großen Anteil an dem Erfolg. Doch weder die Spielerinnen noch Neu-Bundestrainer Jensen wollten den dritten Sieg im vierten Spiel unter der Regie des 34-jährigen Dänen an Einzelleistungen knüpfen. Jensen, der offiziell erst am 1. Juli die Nachfolge von Rainer Osmann antritt, steht schon seit März in der Verantwortung.

Vielmehr beschworen sie den Teamgeist und die zurückgewonnene Freude am Spiel. „Es gibt total neue Impulse. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt, dass wir mehr zusammenstehen müssen. Alle haben Spaß gehabt, egal wer auf dem Feld stand. Es ist schön, in den Gesichtern zu sehen, dass alle wild auf Handball sind“, sagte Anja Althaus. Und Jensen urteilte angesichts eines zwischenzeitlichen 11:13-Rückstandes: „Ich bin froh, dass die Mädels es geschafft haben, das von der leidenschaftlichen Seite her zu drehen. Ich bin zufrieden mit der Moral.“

Dieser volle Einsatz wird auch in Györ vonnöten sein, um die WM vom 3. bis 18. Dezember zu erreichen und so die letzte Chance auf Olympia 2012 zu wahren. „Wir sind froh, dass wir zwei Tore plus haben, aber im Handball ist das nicht viel. Es ist wichtig, dass Herz und Kopf in Györ dabei sind“, forderte Jensen. Und die ehemalige Welthandballerin Nadine Krause versprach: „Wir werden alles dafür tun, um nach Brasilien zu fahren.“