Quälen für Handball-EM: Siegpflicht in Innsbruck
Innsbruck (dpa) - Zum Auftakt von Heiner Brands Abschiedstournee als Handball-Bundestrainer will Michael Kraus noch einmal die Zähne zusammenbeißen und für den immens wichtigen Sieg in der EM-Qualifikation in Innsbruck gegen Österreich die Schmerzen im linken Bein ignorieren.
„Wer Heiner kennt weiß, dass er jedes Spiel gewinnen möchte, besonders dieses Spiel. Er möchte sich mit der Qualifikation für die Europameisterschaft verabschieden. Das möchte die Mannschaft auch“, sagte Kraus, der Spielmacher vom deutschen Meister HSV Hamburg ist. Ihn behindert schon seit Wochen ein angebrochenes Wadenbeinköpfchen.
Drei Punkte aus dem brisanten Duell mit dem Nachbarn am Mittwoch sowie am Sonntag in Trier gegen Lettland sind Pflicht, um bei der EM 2012 in Serbien dabei zu sein und sich so die letzte Chance auf Olympia 2012 zu erhalten. Ein Sieg ausgerechnet in der Olympiahalle von Innsbruck, wo mit Platz zehn bei der EM 2010 der Sinkflug des Weltmeister von 2007 erstmals sehr deutlich auffiel, wäre die halbe Miete.
Maßstab dafür soll der Auftritt im westfälischen Halle sein, wo die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) den Olympia-Zweiten Island mit einer 39:28-Gala entzaubert hatte. „Sollte es uns gelingen, die Leistung aus Halle zu wiederholen, können wir für die EM planen. Aber die Österreicher werden uns sicher einen Kampf auf Augenhöhe bieten“, meinte Brand. Im Hinspiel in Göppingen hatte seine Mannschaft nur mit viel Glück ein 26:26 erreicht, nachdem sie während des gesamten Spiels in Rückstand gelegen hatte.
Die EM in Serbien vom 15. bis 29. Januar ist entscheidend für die Zukunft des DHB-Zugpferdes. Denn nur dort werden noch drei Plätze für ein Olympia-Qualifikationsturnier vergeben. „Von den Ergebnissen dieser Spiele hängt die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft entscheidend ab“, erklärte Brand mit Blick auf die Partien gegen Österreich und Lettland.
Für die EM-Teilnahme wollen sich die Mannen um Kraus, der bei der EM 2010 wegen einer Formkrise nach Verletzungen hart kritisiert worden war und anschließend sein Kapitänsamt an Pascal Hens weiterreichte, nach langer Saison noch einmal quälen. „Natürlich ist das was ganz Besonderes und jeder möchte daran teilhaben. Ich hoffe, dass ich bis zu den Länderspielen fit bin. Ich möchte der Mannschaft unbedingt helfen“, bekannte Kraus und kündigte an: „Notfalls muss die Spritze herhalten.“
Das DHB-Aufgebot:
Tor: Silvio Heinevetter (Füchse Berlin/61 Spiele/0 Tore), Carsten Lichtlein (TBV Lemgo/134/1)
Feld: Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/26/43), Christian Sprenger (THW Kiel/77/163), Adrian Pfahl (VfL Gummersbach/22/74), Holger Glandorf (TBV Lemgo/139/497), Steffen Weinhold (TV Großwallstadt/20/32), Michael Kraus (HSV Hamburg/113/374), Michael Haaß (Frisch Auf Göppingen/80/115), Pascal Hens (HSV Hamburg/186/544), Lars Kaufmann (Frisch Auf Göppingen/112/280), Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin/58/85), Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen/56/182), Dominik Klein (THW Kiel/132/249), Sebastian Preiß (TBV Lemgo/143/358), Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen/158/30), Jacob Heinl (SG Flensburg-Handewitt/24/35), Patrick Wiencek (VfL Gummersbach/5/5)