Aufstieg: TV Hüttenberg im siebten Himmel

Hüttenberg (dpa) - Der Handball-Traditionsclub TV Hüttenberg ist nach 26 Jahren wieder erstklassig. Nach dem 30:19-Kantersieg im Aufstiegs- Relegationshinspiel reichte den Mittelhessen im Rückspiel beim TSV GWD Minden selbst die 25:29-Niederlage, um wieder die Eintrittskarte für die Bundesliga zu lösen.

„Nie mehr zweite Liga, nie mehr, nie mehr. Hier regiert der TVH“, skandierten die 550 Fans in der Kampa-Halle. Mit Kleinbussen waren sie nach Ostwestfalen gereist, um in einem Fahnenmeer nach der Partie die Rückkehr in die höchste Klasse bis in den frühen Morgen zu feiern. Erinnerungen an die einstigen Hüttenberger Bundesliga-Helden wie den 1982er Weltmeister und Nationalmannschafts-Kapitän Horst Spengler oder Walter Don wurden wach.

Zeitweise war der TV auf Augenhöhe mit dem VfL Gummersbach oder dem TV Großwallstadt, ehe Jan Gorr 2005 den Club in der Regionalliga übernehmen musste. „Eigentlich wollten wir uns für die eingleisige 2. Liga qualifizieren. Dass es jetzt sogar die Bundesliga geworden ist, hätte ich kaum zu glauben gewagt“, sagte Gorr lächelnd. 12 Kilometer von Wetzlar und 85 von Melsungen entfernt ist der Dorfclub nun im Hessen-Bundesliga-Dreieck angekommen.

Das Prinzip ist aufgegangen, mit jungen Spielern vor allem aus der nahen Umgebung den Neuaufbau zu wagen. Jeder der 16 aus dem Aufstiegskader hat einen Beruf oder ist noch in der Ausbildung. Das Durchschnittsalter von knapp 24 Jahren ist bemerkenswert niedrig. Michael Beppler, Marc Langenbach und Jonas Faulbach werden aus beruflichen Gründen gehen. Matthias Gerlich von TuSEM Essen ist der bisher einzige Neuzugang.

„Dies ist der schönste Tag, seitdem ich Handball spiele. Wenn wir nächstes Jahr gegen Teams wie den HSV Hamburg auf dem Parkett stehen, wissen wir, was wir geleistet haben“, meinte Rechtsaußen Florian Billek. „Absolut geil! Das ist sicherlich die schönste Niederlage, die man sich vorstellen kann“, jubelte Linksaußen Andreas Lex.

Aber Gorr ist der Vater des kleinen Handball-Märchens in der 10 000 Einwohner-Kleinstadt. Der Zweitliga-Etat von 600 000 Euro lag laut Gorr im „hinteren Mittelbereich“ der Konkurrenz. „Den werden wir natürlich erhöhen und eventuell die Millionengrenze kratzen.“ Dafür sollen neue Sponsoren gewonnen werden.