„Weltmeister-Besieger“ Berlin: Abgänge mit Charakter
Berlin (dpa) - Langes Ausschlafen liegt Bob Hanning nicht. Der Manager der Füchse Berlin war am Montagmorgen schon früh auf den Beinen. Und das, obwohl sein Team am Abend zuvor einen der größten Momente der Vereinsgeschichte erlebt hatte.
Mit 31:30 bezwang der Hauptstadtclub in der Handball-Champions-League den FC Barcelona. „Das war einfach überragend“, sagte Hanning der Nachrichtenagentur dpa. Barcelona-Star Victor Tomas, einer von sieben Weltmeistern im Kader der Katalanen, adelte die Füchse: „Wenn sie so weiterspielen, dann sehen wir uns im Final Four wieder.“
Bis dahin ist es noch ein steiniger Weg - Achtel- und Viertelfinale müssen überstanden werden, um wie im Vorjahr erneut das Turnier der besten vier Teams Europas in Köln zu erreichen. Unmöglich ist es jedoch nicht - das zeigte das Spiel gegen „die beste Vereinsmannschaft der Welt“, wie Hanning Barcelona betitelt.
Erstaunlich beim Erfolg gegen die Spanier: In Ivan Nincevic (6 Tore/1 Siebenmeter), Johannes Sellin (5) und Evgeni Pevnov (5) zeichneten sich als beste Torschützen gleich drei Spieler aus, die den Berliner Club am Saisonende verlassen werden. Insgesamt trennt sich der Verein von sechs Profis - aus unterschiedlichen Gründen. „Ich muss die Plattform Füchse Berlin sauber halten. Wir wollen uns über Jahre hinaus entwickeln und oben mitspielen“, erklärte Hanning. „Ich schaue da nicht auf das Ergebnis eines Spiels. Vielmehr ist es ein Prozess gewesen, an dessen Ende diese Entscheidungen standen.“
Der Handball-Macher zieht seine Linie konsequent durch. Getreu dem Credo: Wer den Bogen überspannt oder nur auf das Geld schaut, der ist bei den Füchsen Berlin an der falschen Adresse. Wen Hanning damit genau meint, lässt er offen. Er sagt aber: „Sellin und Pevnov hätten wir gern gehalten - aber da hatten wir keine Chance.“
Gegen Barcelona betrieb Kreisläufer Pevnov mit seinem starken Auftritt Eigenwerbung - denn bisher hat er noch keinen neuen Verein gefunden. Dennoch half er seinem Noch-Club entscheidend und damit auch sich selbst. „Alle Jungs bei uns haben einen guten Charakter, sonst hätte ich sie damals nicht verpflichtet. Natürlich tut es weh, solche Entscheidungen zu treffen, aber ich bin für ehrliche Kommunikation“, unterstrich Hanning.
Klare Worte gab es nach dem Barcelona-Spiel auch von Trainer Dagur Sigurdsson. „Dieses Spiel gehört in die Top-3-Spiele in meiner Zeit bei den Füchsen.“ Am Donnerstag (20.00 Uhr) steht das nächste Gruppenspiel in der Königsklasse für die bereits für das Achtelfinale qualifizierten Berliner bei den Kadetten Schaffhausen an. Auf die Frage, ob es nun schwer werde, sich wieder auf den Alltag zu konzentrieren, antworte der Isländer Sigurdsson süffisant: „Ja, aber den Sieg will ich dennoch nicht mehr hergeben.“