Weltmeister Fritz traut deutschen Handballern EM-Coup zu

Krakau (dpa) - Der frühere Handball-Weltmeister Henning Fritz traut der jungen deutschen Mannschaft im Finale der Europameisterschaft in Polen gegen Spanien den ganz großen Coup zu.

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„Wenn sie es schaffen, vom Kopf her diese Lockerheit und Zielstrebigkeit zu haben wie in den letzten Spielen, dann behaupte ich, hat Spanien keine Chance“, sagte der frühere Torhüter und heutige Sky-Experte der Deutschen Presse-Agentur. Den Druck hätten aber die spanischen Finalgegner: „Sie müssen das Spiel gewinnen.“

Das deutsche Team hat überraschend das Finale in Krakau erreicht. Fritz gewann vor neun Jahren bei der WM im eigenen Land mit der DHB-Auswahl den letzten großen Titel.

Die überraschend starken EM-Auftritte der extrem ersatzgeschwächten Auswahl von Bundestrainer Dagur Sigurdsson haben auch Fritz überrascht. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der 41 Jahre alte Torwarttrainer des Deutschen Handballbundes (DHB). „Ich wusste, dass sie zu großen Spielen in der Lage ist“, meinte er mit Blick auf die Mannschaft. „In der Konstellation mit den vielen Verletzten und spätestens, nachdem noch die beiden Leistungsträger Steffen Weinhold und Christian Dissinger ausgefallen sind, war ich mir ziemlich sicher, dass es den jungen Leuten nicht so gelingt, gerade in engen und schwierigen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

Dass das Team die zahlreichen Ausfälle dennoch verkraftet hat, zeuge „von einer Qualität, die der Trainer reinbringt, und einer Harmonie in der Mannschaft“, sagte der ehemalige Welthandballer. „Die Jungs fühlen sich wohl. Und das ist immer Grundvoraussetzung, um solche Leistung abzurufen.“

Die Auftritte der mit einem Durchschnittsalter von 24,6 Jahren jüngsten EM-Mannschaft in Polen seien auch ein Ergebnis der verbesserten Nachwuchsarbeit. Die Spieler seien individuell besser ausgebildet. „Die gezieltere Jugendarbeit trägt jetzt Früchte.“

Ein weiterer Faktor des Erfolgs ist für Fritz der Trainer. „Er ist ein unglaublich akribischer Arbeiter, was die Analyse des Gegners und der Stärken und Schwächen der eigenen Mannschaft angeht“, sagte er über Sigurdsson. „Er kann die Mannschaft sehr gut pushen, verfällt aber auch nicht in eine übertriebene Euphorie.“ Entscheidend sei, „dass er die richtige Ansprache an die Spieler findet und ihnen Vertrauen gibt“. Dieses Vertrauen sei der Schlüssel, „dass jeder einzelne Spieler abrufen kann, was in ihm steckt“.

Im Vergleich zur Weltmeister-Mannschaft 2007 sei das EM-Team 2016 physisch stärker. „Wir waren im besten Handball-Alter mit einer guten Mischung“, sagte Fritz. „Wenn ich die Truppe jetzt sehe: Die Spieler sind Anfang, Mitte 20. Die könnten in der Konstellation noch in den nächsten zehn Jahren spielen.“